Psalms 13:4

4Schau ([auf mich])!
Schau ([auf mich]) ist entweder eine sog. „phatische Äußerung“ - d.h. eine Äußerung, die die Aufmerksamkeit des Hörers auf den Sprecher lenken soll (vergleichbar etwa einem gehobenerem Deutschen „Hey!,...“, „Hör mal:...“; vgl. dazu z.B. Jenni 2005, S. 242), oder man muss ein „auf mich“ aus dem folgenden „antworte mir“ ergänzen (-> Brachylogie; so auch AOAT; Barnes 1869; Buttenwieser 1938; Christensen 2005.13; Dahood 1965; Dolson-Andrew 2004; FENZ; Fokkelman 2001, S. 92; Limburg 2000; NW; Terrien 2003; Zenger 1987). Bedeutungsmäßig besteht kein großer Unterschied zwischen beiden Analysen: Im ersten Falle würde das „Schau!“ das folgende „Antworte mir!“ (dazu s. nächste FN) noch zusätzlich unterstreichen, im zweiten wäre es gleichbedeutend mit dem folgenden „Antworte mir!“ - nämlich würde in diesem Fall der Psalmist mit dem Idiom „Schau auf mich“ darum bitten, dass Gott sich des Elends des Beters annimmt (vgl. THAT II, S. 696f) - und würde auf diese Weise das folgende „antworte mir“ verstärken. In beiden Fällen wäre eine Übersetzung mit „Schau her!“ oder „Sieh auf mich!“ irreführend; im ersten Fall besser etwas wie „Sieh her [Ach,] erhöre mich [doch], JHWH!“; im zweiten etwas wie „Erbarme dich meiner! Erhöre mich, JHWH!“. Beide Analysen sind hier gleichermaßen möglich; weil aber rückwirkende Brachylogien (d.h. unvollständige Konstruktionen, die man nicht aus einer vorangegangenen Konstruktion „vervollständigen“ muss, sondern aus einer erst noch folgenden Konstruktion - wie hier dem folgenden „antworte mir“) auch im Hebräischen eher selten sind, sollte man sich vielleicht doch eher für Analyse (1) entscheiden.
, antworte mir, JHWH!
Die Strukturierung von Vv. 4f ist in der Exegese umstritten; s. Anmerkung zum Text f. Mit der Aufteilung von V. 4 zwischen „JHWH“ und „mein Gott“ folgen wir Fokkelman 2000, S. 87; Fokkelman 2001, S. 92; Weber 2005, S. 121 und Zenger 1987, mit der Parallelisierung von 5b mit 6a Kissane 1953, S. 53; Steck 1980, S. 62; Zenger 1987, S. 73f und Zorell 1928, S. 17.
Mein Gott, lass meine Augen leuchten,
Damit ich nicht zum Tod entschlafe (im Tod schlafe, tot schlafe, den [Schlaf des] Tod[es] schlafe)!
zum Tod entschlafe (im Tod schlafe, tot schlafe, den [Schlaf des] Tod[es] schlafe) - Analyse umstritten; s. Anmerkung zum Text g. Der primäre Vorschlag ist die Mehrheitsmeiung und ist auch als der einfachste vorzuziehen. „Schlaf“ wird hier - wie öfter (vgl. z.B. Lanckau 2010) - als Metapher für „Tod“ verwendet; „zum Tod entschlafen“ ist also eine Art „semantische figura etymologica“ (vgl. gut Ehrlich 1905, S. 25) und meint „des Todes sterben“ oder schlicht „sterben“ (so daher z.B. GNT, GW, HfA, NCV, NIRV, NL, NLT, STAD). Eine Nachahmung der bildl. Rede versuchen Gerstenberger 1972 („damit ich nicht in den Tod hinüberdämmere“), GN („damit ich nicht in Todesnacht versinke!“) und NeÜ („dass ich nicht in Todesnacht falle“).

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