Psalms 16:10

10Denn du wirst meine Seele (mich) nicht dem Scheol
Scheol - Der heb. Begriff für das Totenreich, vgl. Jenseitsvorstellungen (AT) (WiBiLex). Nicht zu übersetzen mit „Hölle“; die atl. Vorstellung des Scheols und die christliche Vorstellung der Hölle sind sehr unterschiedlich: Anders als letztere ist erstere kein Ort des Schreckens und der Schmerzen, an den nur Sünder kommen, sondern ähnlich wie der Hades ein Un-Ort des Schweigens und Vergessens, zu dem sämtliche Toten hinabsteigen.
überlassen (im Scheol lassen),Du wirst nicht erlauben, dass
wirst nicht erlauben, dass - W. „wirst nicht geben deinen Frommen zu sehen...“; „X geben zu Y (Inf.)“ ist ein heb. Idiom mit der Bed. „X erlauben zu Y“ oder „zulassen, dass X Y“.
dein Frommer (deine Frommen)
Textkritik: dein Frommer (deine Frommen) - im urspr. Konsonantentext als Plural geschrieben. Die Masoreten zeigen in ihrer Vokalisierung an, dass Singular zu lesen sei, und so übersetzen auch LXX, VUL, Hier, Syr. So daher auch alle Üss; eine seltene Ausnahme ist z.B. Buttenwieser 1938, S. 502: „Thou wilt not suffer thy faithful servants to see the engulfing pit.“
die Grube (die Verwesung)
die Grube (die Verwesung) - Wegen der Auslegungsgeschichte des Psalms (s. die Anmerkungen) wurde oft recht heftig diskutiert, ob das Wort für „Grube“ auch „Verwesung“ bedeuten kann oder nicht. Das kann es, daher übersetzen hier so auch LXX, Tg, VUL, Syr, Hier. Eigentlich läuft aber ohnehin beides auf das selbe hinaus: Im atl. Totenkult wurde ein toter Körper zunächst in ein Gemeinschaftsgrab gelegt und dort verwesen gelassen. Nach der Verwesung sammelte man die Knochen ein und gab sie in eine Grube, in der sich auch die Knochen der bereits verblichenen Familienangehörigen befanden (vgl. z.B. Figueras 1984f., S. 46). Von dieser Grube ist hier wohl ursprünglich die Rede; ob mit „Grube“ oder „Verwesung“ zu übersetzen ist, ist also irrelevant: „Du wirst nicht erlauben, dass dein Frommer verwest / die Knochen deines verwesten Frommen in die Grube gegeben werden“ ist letztlich gleichbedeutend: „Du wirst nicht erlauben, dass dein Frommer stirbt“. Wichtig außerdem: Auch nach dem Tod hatte man nach antiker Vorstellung nicht einen bloßen Körper vor sich; erst im Verlaufe der Verwesung wanderte der Tote hinab in die Scheol (vgl. Leuenberger 2012, S. 327). 10a und 10b bedingen sich damit gegenseitig: Verwest jemand nicht, geht er auch nicht über in den Scheol. Will man auch schon 9b als Ausdruck für den Zustand eines Körpers nach dem Tod lesen, sind sogar 10a und 10b Ausfaltungen dieses Verses: „Mein Fleisch wird sicher wohnen“, also nicht zerstört werden, und das heißt dann zum einen, „du wirst meine Seele nicht dem Scheol überlassen“, und das ist möglich weil „du nicht erlauben wirst, dass dein Frommer verwest“.
sieht.

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