‏ 1 Thessalonians 1

Text: 1.Thessalonicher 1,1 Der erste Brief Pauli an die Thessalonicher Einleitung Die richtigste Einleitung in denselben ist aus Apg. 17 zu nehmen. Daraus erlernen wir nämlich, daß Thessalonich eine von den Hauptstädten Macedoniens gewesen ist, in welche Gegend Paulus durch die bedenkliche Erscheinung eines macedonischen Mannes im Gesicht (Apg. 16, 9) aufgefordert wurde. Die zu Philippis, der ersten Stadt, an die sie sich mit dem Evangelio in Macedonien wandten, über Paulus und Silas ergangenen Verfolgung gab Anlaß, daß sie sich von dort weg nach Thessalonich begaben (Apg. 17, 1 und 1.Thess. 2, 2) Es ist mithin der zu Thessalonich geschaffte Segen des Evangelii auch ein Beweis, wie das himmlische Feuer, das der HErr JEsus auf Erden anzuzünden gekommen war, selbst auch durch den – darein blasenden Wind der Verfolgung weiter ausgebreitet worden ist. Von Pauli Verrichtungen zu Thessalonich steht ( Apg. 17, 4) , daß er drei Sabbate nacheinander mit Juden und Judengenossen aus der Schrift geredet, und bei einigen Juden, noch mehr aber bei gottesfürchtigen Griechen viel Eingang gefunden habe, wobei besonders nicht wenige vornehme Weiber bemerkt werden. Es fehlte aber auch hier nicht daran, daß viele halsstarrige Juden das mit Neid angesehen, und diesen Segen des Evangelii in Thessalonich zu dämpfen sich aufgemacht haben (Apg. 17, 5). Deswegen wurde für ratsam erachtet, Paulus und Silas bei der Nacht abzufertigen, um schwerere Zufälle über ihre Personen und für das Evangelium größeren Nachteil zu verhüten (V. 10). Doch entfernte Paulus sich nicht weit, sondern nur in eine benachbarte macedonische Stadt, Beroen genannt, von wo aus er den Thessalonichern noch manche Handreichung tun konnte. Nachdem aber die Ungläubigen Juden zu Thessalonich auch dorthin nachzogen, so wurde er genötigt, sich nach Athen zu flüchten (V. 13 + 14). Den Silas aber und Timotheus ließ er zum Besten dieses Ackerwerks GOttes noch länger in macedonischen Gegenden; ist auch ohne Zweifel von seinem ersten Verlangen, daß Timotheus und Silas aufs Bäldeste nachkommen möchten (Apg. 17, 15), nachgehends wieder abgestanden, und hat die Brauchbarkeit dieser seiner Mitarbeiter zur Stärkung der Thessalonicher erkannt (1.Thess. 3, 1 + 2), mithin ihrer lieber noch eine Weile entbehrt; bis Timotheus mit guter Nachricht aus Macedonien nachkam, und den Apostel Paulus zu Korinth antraf (Apg. 18, 5), und das gab dann Anlaß zu diesem ersten Brief an die Thessalonicher, welcher den angeführten Umständen nach wohl nicht zu Athen, wie eine vormals beigesetzte Unterschrift andeutet, sondern erst in Korinth nach Timothei Rückkehr zu Paulus geschrieben worden ist. Der Zweck diese Briefs läßt sich aus dem, was Paulus Kap. 3, 1–6 bezeugt, am richtigsten bestimmen. Der Apostel schreibt nämlich aus einer gar sonderlichen Sorgfalt und Liebe, daß seine zu Thessalonich gehabte Arbeit und geschaffte Frucht, von deren er mit so inniger Freude spricht, nicht verderbt und geschwächt, sondern vielmehr aller Abgang bei seinen Thessalonichern verhütet, und alle weitere Kraft und Frucht des Evangelii gefördert würde. Das Vorzügliche dieses Briefs ist, wodurch er sich von manchen apostolischen Schriften dieser Art unterscheidet, daß er mit gar großer Gelindigkeit an eine in ihrer ersten Blüte stehende Gemeinde geschrieben ist, wobei der Apostel nur seine Freude am Guten und seine Sorgfalt über die Bewahrung und Befestigung desselben zu bezeugen hatte, ohne noch denjenigen Ernst nötig zu haben, den er anderwärts gegen bereits einreißende Mißbräuche anzulegen hatte. Vom Inhalt dieses Briefs kann man sich vorläufig so viel merken: Nach einer vorangesetzten Überschrift ( Kap. 1, 1) , versichert sie der Apostel seiner Freude an der – bei ihnen so kräftig gewordenen Gnade GOttes und seiner zärtlichen Sorgfalt, abwesend und gegenwärtig Alles beizutragen, was zu ihrer Befestigung dienlich sein könnte ( Kap. 1 + 2 + 3), lehrt und tröstet er sie über einige Stücke, darüber sie weiteren Bericht nötig hatten ( Kap. 4.), fügt er unterschiedliche Ermahnungen hinzu (Kap. 5, 1–22) , und beschließt mit herzlichen Wünschen und Grüßen ( V. 23–28) . Text: 1.Thessalonicher 1,1 Überschrift des Briefes Von dem gar mütterlichen Sinn, nach welchem der Apostel die Thessalonicher bei seinem Dasein unter Ihnen behandelte ( Kap. 2, 7), ist auch das ein Beweis, daß er jetzt in diesem Brief an sie bloß seinen Namen Paulus setzt, ohne den Amtsnamen eines Apostels oder Knechts JEsu Christi gegen ihnen zu gebrauchen. Auch hievon gilt, was Paulus, Phil. 4, 12 versichert: ich kann niedrig sein und kann hoch sein. Es muß nicht das gerade das eine Mal so viel amtliches Ansehen angewendet werden, als das andere Mal. Bei Werken der Kunst geht es immer aus einem Ton; wo aber Leben, und noch mehr, wo Geist ist, da kann es unterschiedliche nützliche Abwechslungengeben. Die Namen Silvanus und Timotheus sind nicht zum leeren Gepränge beigesetzt, sondern beweisen, wie im Reich Christi auch der Begabteste es doch nicht allein sein, noch Alles allein ausrichten will, sondern gerne die Gelegenheit ergreift, sein Zeugnis der Wahrheit und seine Handlungsart dabei mit anderer Bestimmung zu unterstützen. Man kann sich auch wirklich dadurch an Anderer Gewissen wohl beweisen, wenn sie einem anspüren, daß man gern auch Andere als seines gleichen neben sich ankommen läßt. Der Aufenthalt Pauli zu Thessalonich kann sich nicht über etliche Wochen belaufen haben, und doch hinterließ er daselbst einen Samen, der nach kurzer Zeit eine schöne Gemeine austrug. O wo man hungrige Herzen, angegriffenen Gewissen antrifft, da legt sich das Evangelium bald an; solche, deren Sinn der macedonische Mann, der dem Paulus erschien, in der Bitte ausdrückte: Komm hernieder in Macedonien und hilf uns. In der Umschreibung, daß er sie eine Gemeine in GOtt dem Vater, und dem HErrn JEsu Christo nennt, stellt er ihnen kurz den Hauptgrund ihrer Bekehrung vor. Von den Abgöttern zu dem lebendigen GOtt, und von dem hoffnungslosen Zustand ohne Christo in die Gemeinschaft mit Christo JEsu, und in die frohe Anwartschaft auf seine und seines Reichs Offenbarung gebracht zu sein, möchte ja wohl eine erwünschte Veränderung ihres Sinnes heißen (V. 9 + 10 und 2.Thess. 1, 8). O selige Umkehr, vorher ohne GOtt, ohne Christo; jetzt in GOtt dem Vater und in dem HErrn JEsu Christo sein! O köstliche Frucht von der für alle Zeiten eingelegten Fürbitte JEsu ( Joh. 17, 20–21). Und mit Gnade und Frieden aus dieser gesegneten Gemeinschaft ist man von Anfang bis ans Ende auf jeden Fall genugsam ausgerüstet. Text: 1.Thessalonicher 1,2-5 Paulus versichert die Thessalonicher seines beständigen Angedenkens vor GOtt, wobei er die ihnen widerfahrene Gnade preise, und wie es damit zugegangen öfters überlege, und sich daraus ihrer Erwählung versichere. Sein Amt mit Freuden oder so tun können, daß man GOtt dabei dankt, erquickt nicht nur das Herz des Arbeiters selbst, sondern gewinnt auch den Anderen, die bearbeitet werden sollen, ihre Liebe und Gehorsam um so mehr ab. Aber Anlaß und Grund zum Danken muß in der Wahrheit da sein, auch nicht nur in Einbildung und Anmaßung bestehen. Doch darf man sich auch nicht jedes Gebrechen, oder das, was noch am Glauben zu erstatten übrig ist, vom Danken abhalten lassen: denn Danken für die wirklich aufkeimende Frucht ist ja auch mit Beten um weiters Wachstum, Bewahren und Vermehren derselben verbunden. Die blinde Welt will uns alles Danken über die – uns selbst widerfahrenen Barmherzigkeit oder auch über das Geschäft der Gnade an Anderen, für pharisäische Aufgeblasenheit, oder für selbstgefälligen Betrug erklären, und damit den Geist dämpfen. Aber bleibe man nur in den sicheren Fußstapfen des Glaubens, die in der Schrift an allen Gnadengenossen GOttes und ihrem Weg zu finden sind. Der Gnadenruhm: Mir ist Barmherzigkeit widerfahren, dem ewigen Könige sei dafür Ehre in Ewigkeit, macht nicht aufgeblasen. Die Freude, wenn JEsus seine Gnadenzeit bald hie bald da verklärt, und man Anteil nimmt an der Barmherzigkeit, die anderen widerfährt, tut niemand weh, als wer von der mürrischen Art der Pharisäer ist, die sich über einen Verlorenen und Wiedergefundenen nicht freuen kann, aus lauter Selbstgenüge an ihrer eigenen Art. O selige Verbindung wo Danken und Beten richtig miteinander verbunden werden! O erleichterte Amtslast, wo der HErr immer noch die Augen öffnet und zeigt, wofür man zu danken, und wofür man zu beten hat! Wenn Paulus aber vorher auf einen allgemeinen Beifall hätte warten wollen, bis Niemand mehr etwas gegen sein Danken und Beten einzuwenden gehabt hätte; so wäre er langsam dazu gekommen. Und gedenken vor GOtt und unserem Vater an euer Werk im Glauben zc. hängt des Apostels Rede eigentlich zusammen, und eben das bestätigt es aufs Neue, mit wem am sichersten von solchen Gnadenwerken zu reden sei, nämlich mit GOtt, vor dem unser Herz selbst fein in Zucht und Furcht bleibt, und der Worte nicht zuviel macht, aus Bedacht daß Er im Himmel und wir auf Erden sind; der uns aber auch unsere Freude nicht so mißdeutet, wie von Menschen geschehen kann, weil Er genauer weiß, was dabei des Geistes Sinn sei, und wie neben dem fröhlichsten Ruhm und Dank doch die innigste Demut sein kann. Was an jedem der drei Grundstücke des Christentums, nämlich dem Glauben, der Liebe und der Hoffnung, das Edelste und Brauchbarste ist, was ihm seinen inneren Wert gibt, das drückt der Apostel durch das jedem beigefügte Wort aus: also, daß der Glaube nicht in Worten, sondern in der Kraft besteht, daß dabei nicht abgerissene Triebe und Anforderungen, sondern ein aneinander hängender Zug GOttes zum Grund liegt, und daß des Menschen Herz dabei auch nicht müßig ist, sondern von einer aus der verborgenen Tiefe geschäftigen Wahrheit immer getrieben wird; das heißt ein Werk des Glaubens ; und daß die Liebe nicht mit Worten und mit der Zunge abzufertigen ist, sondern Tat und Wahrheit haben will, und zwar das, nicht nur soviel einem Jeden gelegen ist und ihm Ehre und guten Leumund macht, und nicht zu nah an das eigene Leben greift, sondern so, daß man dabei von seinem Stand und dessen gebührenden Auszeichnungen herabsteigen, nicht an sich selbst Gefallen haben, sondern sich in des Anderen Umstände hineinstellen muß, das heißt Arbeit der Liebe . Die Liebe kann ohne Arbeit nicht ausgeübt werden, sie flieht aber auch die Arbeit nicht, sondern sie überwindet die Gemächlichkeit, den Hochmut und andere Hindernisse. Und so auch mit der Hoffnung , daß sie nicht zu begierig ist, sondern sich den gemäßen Verzug gefallen läßt, daß sie aus festem Halt an das Unsichtbare so Manches im Sichtbaren an sich vorbeigehen lassen kann, daß die Erwartung des Herrlichsten sie zum Leiden und zur Übernahme des Schmählichsten nicht verdrossen macht, das ist Geduld der Hoffnung , Beharrlichkeit bis ans Ende. Unter solcher Geduld der Hoffnung kann man den ganzen Lauf unseres HErrn JEsu Christi zusammenfassen. Denn darin, daß Er sich zum Schmählichsten bequemt, und mit unverrückter Hoffnung über dem Herrlichsten gehalten, lief Alles zusammen; wie jetzt in unserem Glaubenslauf Alles darauf ankommt, daß sich die Hoffnung des Königreichs durch die Trübsal mit der Geduld Christi durchschlägt. – Bei der herzlichen Ansprache: lieben Brüder von GOtt geliebt , ist das letzte die Ursache des ersten. Aber das Erste, wo man uns damit begegnet, sollte uns auch auf Erkenntnis und Glauben des Anderen leiten. Man wird oft von der Liebe und Zuneigung, die ein Mensch zu uns trägt, sehr gerührt. Aber warum braucht man es nicht gleich auch zu einer Leiter, daran aufzusteigen: so in eines sonst auch harten Menschen Herz Liebe kommen kann, wie vielmehr darfst du dich von GOtt geliebt achten. – Wie konnte aber der Apostel sagen: Wir wissen, daß ihr auserwählt seid? Hat er denn in das Buch des Lebens sehen können? Bei der Ausführung sieht man auch den Vorsatz. Der ausgeführte Bau stellt auch den Riß dar; und so konnte der Apostel aus der Wirkung des Evangeliums unter ihnen auch wissen, wie sie auserwählt seien. Freilich, wenn der Apostel schon unter alle die Grundsätze der heutigen Welt, unter die vielen menschlichen Urteile wäre gefangen gewesen, so hätte er den Mund nicht soweit aufgetan. Denn nach der jetzigen Art hätte er wohl nicht weiter sagen dürfen, als: ich habe mein Amt unter euch getan, was zu sagen war, euch gesagt, und meine Seele gerettet. Ob etwas oder nichts damit ausgerichtet worden sei, das habe ich nicht auszumachen; ob und wo das Reich GOttes in euren Seelen daran sei, das kann und will ich nicht beurteilen. Da kann mich mein eigener Geist betrügen, oder das könnte auf ein Auswahl machen und vorneigende Anhänglichkeit hinauslaufen, worüber der eine Teil aufgeblasen, und der andere vor den Kopf gestoßen wird. Allein über dergleichen verzagte Zweifel geht des Apostel getrostes Herz weg und tut den bestimmten Ausspruch: ich weiß wie ihr auserwählt seid. Vielleicht hat aber nur er bei seinem ganzen Maß des Geistes es wissen können oder war damals die Veränderung bei den Bekehrten aus dem Judentum und Heidentum merklicher, als wenn sich heutigentags Jemand aus dem toten und falschen Christentum zur Wahrheit und Kraft desselben umwendet? Der Apostel spricht so entscheidend von ihrer Erwählung, aus dem Beruf und ihren dagegen bewiesenen Gehorsam; dies zu beurteilen ist auch nicht über unser jetziges Maß, das Werk GOttes in einer Seele zu prüfen. Merklicher mag es in allewege vormals gewesen sein. Aber um deswillen sollen wir das, was in der heutigen Zeit seine Schwierigkeit hat, nicht nur aufgeben und für unmöglich halten. Unser Amt kommt sonst um seine eigentliche Seele, wenn wir nimmer zwischen Gerechten und Ungerechten unterscheiden, für tot oder lebendig erkennen dürfen, was so ist. Wie wollen wir den einem Jeden seine Gebühr geben? Wir verstünden ja sonst weit weniger bei GOttes Ackerwerk, als ein Ackermann von seiner Handarbeit bei der köstlichen Frucht der Erden. Was wird aus der Behandlung der Kranken, aus der Zubereitung der Sterbenden auf die Ewigkeit werden, wenn wir uns nichts mehr von dem Geist anmaßen dürfen, die Menschen zu prüfen, die Wirkungen der Gnade an ihnen zu erkennen, mit unserem Zeugnis zu unterstützen, daß sie in die rechte Gnade seien zu stehen gekommen? Den Beweis seines von ihm getanen Ausspruchs nimmt der Apostel zuvörderst von der Behandlung des Worts und von den Erweisungen seiner Kraft an ihren Seelen her, daß dadurch nämlich nicht nur Glauben vorgehalten, sondern auch kräftig gewirkt worden sei, welches auch den Heiligen Geist in ihr Herz gebracht, dessen Triebe und Zeugnisse sich in ihnen zu kindlichem Beten und gottseligem Leben, auch zur Behauptung einer völligen Hoffnung in großer Gewißheit angelegt haben. Neben dieser – an den Thessalonichern kund gewordenen Frucht und Kraft des Evangeliums bezieht sich der Apostel auch auf das: welcherlei er unter ihnen gewesen sei um ihretwillen , oder was GOtt auch in sein Herz ihnen zu gut für einen Fleiß gelegt habe, sie zu suchen und ihre Seelen zu retten. Den auch der Mut und das Bezeugen, so GOtt den Lehrern schenkt, trägt ihnen etwas aus, GOttes Vornehmen daraus zu prüfen; wie Paulus sonderlich über dem Umstand erfahren, wodurch ihm sein Weg nach Macedonien gelenkt worden; da er vorher bei einigen anderen Gegenden einen Versuch machte, und es hieß: der Geist ließ es ihnen nicht zu (Apg. 16, 6 + 7). O das Wort: ich will dir deine Zunge am Gaumen kleben lassen (Ez. 3, 26), geht noch oft in seine Erfüllung. Desto mehr hat man im Gegenteil ein freudiges Auftun seines Mundes für ein gutes Zeichen des mitwirkenden GOttes zu halten, zumalen wann es mit weiterem Erweis einer dringenden Liebe, eines brünstigen Eifers und anhaltenden Gebets verknüpft ist. Text: 1.Thessalonicher 1,6-10 Der Apostel versichert sie aus noch weiteren Kennzeichen, daß das die wahrhaftige Gnade sei, in die sie zu stehen gekommen, und was er ihrethalben immer in das dankbare Angedenken vor GOtt bringe. Auch der Ausdruck Pauli: ihr seid unsere Nachfolger geworden und des HErrn, hielte man in der heutigen Welt beinahe für verdächtig, und auf einen Sektengeist zielend, der die Leute zuviel an sich hängen will. Aber die nächste Hand, durch die man zur Erkenntnis der Wahrheit geleitet worden, und die Ersten, die dadurch gewonnen worden, muß man doch nicht voneinander trennen. Es kommt sehr verkehrt heraus, wenn man das Vertrauen zu denen, die mit Wort und Werk, Lehre und Leben Gehilfen der Wahrheit sind, so niederschlagen, und sich dabei einen Eifer für den HErrn anmaßen will, und meint, man streite nur wieder eine verderbliche Anhänglichkeit an Menschen, und eifere damit für die Ehre des HErrn. Ja wer kommt aber zu dem HErrn, wenn er keinen Führer zu ihm hat, und zu keinem Führer kein Vertrauen faßt; wer wird ein Nachfolger des HErrn, ohne sich auch wackeren Vorgängern und Gefährten anzuvertrauen, und auch deren Nachfolger zu werden? Das Folgende zeigt genugsam, daß sich die Thessalonicher doch nicht nur bis zu Paulus bekehrt haben. GOttes Wort hören und annehmen hat der Heiland selbst für das entscheidende Kennzeichen derer, die aus GOtt und aus der Wahrheit sind, angegeben, sonderlich wenn man auch die darauf liegende Decke der Schmach und Trübsalen sich nicht abschrecken läßt. Da scheidet sich insgeheim der menschliche und göttliche Sinn. Ein menschlich gutes Herz kann sein, das die Wahrheit annimmt, Freude daran hat, so lange es nichts darüber zu leiden gibt; bald aber daran künstelt, schmälert, davon abweicht, wenn sich Anfechtung darüber erhebt, und Hoffnung ist, durch eine solche künstliche Wendung mit dem Kreuz Christi verschont zu bleiben. Grundweich, grundredlich aus GOtt ist ein Herz, das die Wahrheit GOttes aus seinem lieben Wort annimmt, es ergehe ihm auch darüber, wie es wolle. Eine solche Freude am Wort GOttes heißt eine Freude im Heiligen Geist, die sich von der Freude unterscheidet, womit Manche das Wort aufnehmen, die nur eine Zeitlang glauben. Der Heilige Geist führt tiefer in das hinein, was im Herzen der eigentliche Same zur Wiedergeburt wird, und eine dauerhafte Freude gewährt. Von den Thessalonichern, die sich anfangs fein zur Nachfolge bequemten, sagt der Apostel bald auch, sie seien Anderen ein Vorbild geworden : denn so geht es. Wer die Demut bei der Nachfolge ausschlägt, der erlangt auch die Gnade nicht, ein Vorbild zu werden. Der Allerhöchste tut große Dinge durch die Demütigen, während dem, daß diejenigen, die gern große Genies und Originalgeister vorstellen wollen, und sich an der Nachfolge, oder wie sie es spöttischerweise, am Nachbeten eigenwilligerweise stoßen, zuletzt so fallen, daß sie des Aufstehens vergessen. Der Eingang, den das Wort bei den Thessalonichern gehabt, die Frucht, der Glaube, den es geschafft, hat ihm auch bei Anderen ein Ansehen gemacht, und ihre Aufmerksamkeit darauf geweckt. – Der Ausdruck ausgebrochen , ist von einer Flut hergenommen, die sich nicht aufhalten läßt; mithin muß es auch Leute gegeben haben, die sich gern zum Ausbreiten eines solchen Werks GOttes haben gebrauchen lassen, die gern davon redeten und zeugten. Wie es hinwiederum an solchen nicht fehlte, die es gern dämpften (Apg. 17, 5–6). Bekehrung von den Abgöttern zu dem lebendigen und wahren GOtt war freilich ehemals eine große Veränderung. Aber es ist noch jetzt nichts Geringes, wenn beim Gehorsam der Wahrheit die Götzen des Reichtums, der Wollust, der Ruhe für das Fleisch, der Ehre bei Menschen, des Gesuchs, sein Leben zu erhalten auf dieser Welt, seiner Eigenliebe, seines Vertrauens auf das Fleisch, u. dergl. aus der Liebe seines Herzens gestürzt werden. Die Götzen von den Altären waren ehemals durch die reinere Erkenntnis von GOtt, die manche Weltweise selbiger Zeit hatten, nicht zu stürzen. Das Wort vom Kreuz mußte kommen, welches die Götzen auch in der Liebe des Herzens, und sofort auch in den Gliedern zum Aufhören brachte; sodann fielen sie auch in dem Dienst, der ihnen vor den Altären geleistet wurde; wie hingegen jetzt der GOtt der fleischlichen Lüste und der unreinen Brunst in manchem Herzen, und von dort aus in vielen Gliedern herrscht, ohne daß man ihm gerade Altäre aufrichtet. Dem lebendigen und wahren GOtt kann allein im Geist und in der Wahrheit gedient werden; aber es erfordert ein im Blut JEsu von den toten Werken gereinigtes Gewissen, diesem lebendigen GOtt zu dienen (Hebr. 9, 14). Ohne Gemeinschaft mit dem Licht, die man nicht anders, als neben Bekenntnis unserer Sünden und erfahrener Reinigung im Blut JEsu Christi führen kann, behandelt man auch den lebendigen und wahren GOtt nicht besser, als wie einen stummen Götzen. Licht das in das Gewissen dringt, und den Menschen zur Bekenntnis der Sünden nach allem Wort und Wahrheit GOttes anhält, und Zugang zu GOtt und der Gnade unter der – uns im Evangelio angewiesenen Versühnung für unsere Sünden, macht zusammen einen Dienst im Geist und in der Wahrheit aus, welcher GOtt als einem lebendigen und wahren GOtt, begegnet. – Des Sohnes GOttes vom Himmel warten , ist das uns im Evangelium so oft vorgehaltenen Ziel unserer Hoffnung, und macht die ganze Bereitschaft eines Christen aus, wobei er von allem rückwärts frei und vorwärts wacker ist, mit seinem Hoffen und Warten auf nichts zielt, als auf die Offenbarung des HErrn JEsu und seines Reichs; und seine jetzige Gemeinschaft mit dem Vater und seinem Sohn JEsu Christo so führt, wie er darüber Freudigkeit zu haben hoffen kann bei der Zukunft unseres HErrn JEsu Christi (1.Joh. 2, 25). Mit der Auferweckung seines Sohnes von den Toten und mit seligem Erweis, daß Er GOttes Sohn sei, hat GOtt auch Alles, was noch weiter von der Herrlichkeit desselben zu erwarten ist, glaublich gemacht. Darin, daß Er uns von dem zukünftigen Zorn erlöst hat , faßt der Apostel das Gute, das wir haben in Christo JEsu, fein zusammen. Denn Zorn GOttes , Offenbarung desselben über alles gottlose Wesen der Menschen, Gericht über das Verborgene, ist schon tief in das Gewissen aller Menschen geschrieben. Darunter bleiben – und werden auch schon von der Furcht davor in dieser und der zukünftigen Welt schmerzlich genagt alle diejenigen, die nicht aus dem Evangelium zur Hoffnung der Herrlichkeit wiedergeboren, und dadurch in die Bereitschaft auf JEsu Kommen gesetzt worden sind. Erkenntnis der Liebe GOttes in Christo, nach welcher wir nicht gesetzt sind zum Zorn, sondern die Seligkeit zu besitzen durch unseren HErrn JEsum Christum (1.Thess. 5, 9), treibt die peinliche Furcht aus; und so widerfährt uns schon täglich Errettung von dem zukünftigen Zorn. O GOtt! Laß uns das Zeugnis von Deinem Sohn JEsu Christo, unserem HErrn, uns ganz und gar durchdringen, daß wir seiner mit lauterer Freudigkeit erwarten können.
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