1 Thessalonians 3

Text: 1.Thessalonicher 2,17-3,5 Der Apostel bezeugt den Thessalonichern sein Verlangen, sie wieder selbst zu sehen, und da er dieses nicht in Stand setzen konnte, inzwischen seine Bemühung, gründliche Nachricht von ihnen einzuziehen, und darüber lieber des Timothei eine zeitlang zu entbehren. Es empfindet es wohl auch ein leiblicher Vater, wie Jakob, wenn er sein muß als einer, der seiner Kinder beraubt ist; doch gibt keine Gemeinschaft so eine liebevolle Sehnsucht zusammen, als die Gemeinschaft am Evangelio, und die Begierde, Anderen zum Heil förderlich zu sein. Die Liebe im Geist (Kol. 1, 8), geht zwar fort, wenn man einander auch nicht von Angesicht sieht, doch bedarf sie zuweilen auch einer Ermunterung durch persönlichen Anblick. Bei unserer jetzigen Einrichtung weiß man es nicht so zu schätzen, was das für eine Wohltat war, persönlich zusammen zu kommen und sich über dem gemeinschaftlichen Glauben zu stärken. Dergleichen Versicherungen, als der Apostel hier tut, können freilich auch zu Schmeichelworten mißbraucht werden. Aber bei ihm war es ein Verlangen in Christo (Phil. 1, 8), und auch die Erklärung davon würde er nicht getan haben, wo sie nicht Christus in ihm gewirkt hätte. – Von dem benachbarten Beroen aus hätte es noch leicht geschehen können, daß Paulus nach Thessalonich gekommen wäre, aber da die Verfolger ihn auch dort wegverdrungen, so fiel damit die Hoffnung weg, die Thessalonicher so bald von Angesicht zu sehen. Darum schreibt der Apostel die Hindernis dem Satanas zu. Das muß ein Streiter JEsu Christi nie vergessen, daß er mit dem Evangelio JEsu Christi gegen den Fürsten der Welt zu Felde liegt; auch wenn es irgendwo ein gutes Ansehen hat, so darf man rechnen: Satanas wird nicht feiern. Als zur Zeit der Übergabe der Augsburgischen Konfession der Kaiser und manche Große in der Welt so viel bessere Meinung vom Evangelio bekamen und äußerten, so wollten manche der Anwesenden in Augsburg zu viel darauf bauen; der liebe Luther aber schrieb ihnen zurück: " Ich glaub ja alles Gute vom Kaiser; aber ob er so viel tausend Reizungen des Teufels wider das Evangelium wird widerstehen können, das ist eine andere Frage." – Auch die Worte: Hoffnung, Freude und Krone des Ruhms , häuft er nicht vergeblich auf einander. Denn ihr gegenwärtiger Stand im Glauben gereichte ihm zur Freude(2.Joh. 4 und 3.Joh. 4); wegen ihrem weiteren Bestehen in der Wahrheit waren sie seine Hoffnung , und gegen so viel Lästerungen, womit sie über ihrer Gemeinschaft am Evangelio beiderseits bedeckt wurden, sieht er sie als eine Krone des Ruhms an. Alles aber muß aus der Gemeinschaft mit unserem HErrn JEsu Christo hergeleitet, und auf dieselbe zurückgeführt werden; und die Offenbarung und Entsiegelung Alles dessen, was uns damit beigelegt ist, bleibt auf die Zukunft des HErrn ausgesetzt; doch scheint diese im Evangelio so nahe herein, daß sie uns schon für jeden Schritt viel Fußes Leuchte gewährt. Die Frage: seid nicht auch Ihr es? läßt in alleweg auch für Andere Raum (z. B . Phil. 2, 16 und 4, 1) . Die Versicherung aber: ihr seid ja, gibt ihnen vollen Grund der Zuversicht und Beruhigung. – Athen war ein Platz, wo einem Paulus die Unterstützung von Timotheus wohl gekommen wäre; doch wollte er denselben lieber entbehren, als den Thessalonichern etwas abgehen lassen. Unter der Versuchung der Trübsalen , heißt es sonst, werde man müde , verdrossen, traurig zc., aber man kann auch weich werden , es können sich nämlich darunter auch Wege und Mittel anbieten, wie man dem Kreuz Christi ausweichen, und der Trübsalen weniger haben könnte. Gegenüber dergleichen Stimmen und Beispielen bedarf man ein Stärken im Glauben , ein Ermahnen und Zuspruch, daß wir dazu gesetzt seien, und Trübsalen solcher Art ein Siegel unserer Erwählung abgeben (Kap. 1, 4). Es ist freilich beschwerlich, den Satan und seinen Anhang zum Feind haben, aber es ist weit besser, als ihres Teils sein; lieber zum Leiden in der Zeit, als zum Zorn gesetzt sein ( Kap. 5, 9). – Euch ist gegeben zu leiden , ist so eine große Gabe, als: euch ist gegeben zu glauben. O GOtt, befestige nur den Sinn Deiner Knechte gegen alles Weichwerden, wie Du Deine Knechte stark gemacht hast! (Jer. 1, 8–18). In dem Zuvorsagen und Zuvorwissen liegt schon viel Bewahrung vor dem Ärgernis des Kreuzes (Joh. 16, 1). Vom Unterliegen in der Versuchung wäre zwar der Schade zunächst der Thessalonicher gewesen, aber Pauli teilnehmende Liebe hätte es sich doch auch zum empfindlichsten Verlust angerechnet. Text: 1.Thessalonicher 3,6-13 Der Apostel bezeugt, zu welchem Trost und Freude es ihm gereicht habe, was Timotheus für gute Nachricht von ihnen gebracht, und empfiehlt deswegen sein Verlangen, zu ihnen zu kommen, dem großen GOtt zu gesegneter Förderung, und schließt diese Materie mit herzlichem Wunsch um reichliche Vermehrung der göttlichen Gnade in ihnen. Diesem nach hat der Apostel den vorhabenden Brief gleich nach Timotheus Rückkunft geschrieben, woraus sich denn die frische Freude und die zarteste Liebesbewegung, die darin beständig herrscht, beurteilen läßt. Glaube und Liebe machte den Hauptstamm an dem Gewächs der Gerechtigkeit bei den Thessalonichern aus. Angedenken an ihn und Verlangen nach ihm sieht der Apostel doch auch für gute Triebe an, und als Beweis von dem Wert, den sie auf das Evangelium uns also auch auf wackere Arbeiter an demselben legten. Wohl dem, dem GOttes Ehre und Anderer Heil so am Herzen liegt, daß ihm Anderer Glaube ein wahrer Trost ist, und er – der etwa darüber oder auch sonst zu erduldenden Trübsale vergessen kann. O was muß in Paulus Herzen für eine Liebe zu den Schafen gewesen sein, daß ihn gute Botschaft von ihnen so lebendig machen konnte. Wie Manchem muß JEsus, der Lebendige, auch in diesem Betracht das Urteil in das Gewissen schreiben: du hast den Namen, daß du lebest, und bist tot, und unempfindlich gegen Alles, was dich in Freude oder Bekümmernis setzen könnte und sollte. Wie genau aber der Apostel in dieser zarten Sache vor der Gefahr, sich selbst zu gefallen, und vor der Versuchung, Anderen schön zu tun, bewahrt worden sei, sieht man daraus, daß er Alles GOtt und seinem verliehenen Gedeihen zuschreibt und die Herzen und Gedanken vor Dem zusammenfaßt. Daß es an der Thessalonicher Glauben noch etwas zu erstatten geben konnte, das ist bei dem schnellen Abbrechen von ihnen, wozu Paulus genötigt wurde, gar nicht zu verwundern; darüber konnten wohl auch in der Nacht seine Augen gehalten werden, daß sie wachten, und er also mit GOtt, seinem Vater, und seinem HErrn JEsu Christo zu reden hatte. Und in der Erinnerung an dies sein Flehen vor dem Vater im Verborgenen flossen dann auch in den Brief selbst einige dergleichen Wünsche ein, wie sonst auch in den beiden Briefen an diese lieben Thessalonicher mehrmals vorkommt (1.Thess. 5, 23 ; 2.Thess. 1, 11 ; 2, 16 ; 3, 5 ; 3, 26). Das Recht im Aussenden der Arbeiter und im Richten ihrer Wege hat sich GOtt und unser HErr JEsus Christus nicht vergeben; so verdeckt es auch in jetziger Zeit geführt wird. Übrigens aber gehe es mit dem Vorhaben, euch zu sehen, wie es wolle; so ist inzwischen Fürbitte Ersatz für die Gegenwart, und GOtt kann überschwenglich tun. Seinen Absicht reicht ja hinaus bis auf die Zukunft unseres HErrn JEsu Christi und unser unsträfliches Dargestelltwerden im Licht derselben. Doch schließt das Alles ein, woran sich die Gnade und derselben Geschäft an uns und den gesamten Heiligen GOttes alsdann verherrlichen will. O wer versteht genug, auf diesen unerforschlichen Reichtum Christi zu beten, und aus dieser Fülle zu nehmen?
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