‏ Acts 19

Text: Apostelgeschichte 19,1-7 Zu Ephesus bringt Paulus zwölf Männer von der Taufe des Johannes zum völligern Christentum. Mit diesem Aufenthalt zu Ephesus setzte der Apostel sein Kap. 18: 21 getanes Versprechen in Stand. Die hier vorgefundenen Männer mögen erst seit seiner vorigen Dienstreise dahingekommen sein. Worin sie sich als auf das Himmelreich begierige Lehrschüler erwiesen, das läßt ihnen der Apostel gelten, und ergriff sie bei selbigem guten Trieb. Sonst aber mag er ihnen wohl einen Anhang an der Erkenntnis, in der Inbrunst, in der Kraft des inwendigen Menschen, in der Richtigkeit des Wandels, im Kreuzessinn, in der Geduld, oder dergleichen angespürt haben, das ihn zu der Frage veranlaßte: Habt ihr den Heiligen Geist empfangen? Statt einer allzu freimütigen Bestrafung ihres Mangels macht es diese Frage. Es ist nicht gleich für Menschenfurcht, Verstecken der Wahrheit, oder sonst etwas Unrichtiges anzusehen, wenn man aus Verschonen mit den Gewissen so bedächtlich verfährt. Ihre Antwort ist unerwartet, doch redlich. Als Juden sollten sie wohl aus der Schrift Etwas vom Geist GOttes, vom Heiligen Geist, wissen. Aber vom Pfingstgeist Neuen Testaments, und vom Empfangen, nach welchem Paulus hier fragte, hatten sie doch nichts gehört. Und doch hat schon Johannes bei seiner Taufe auf dieses Geistes Taufe gewiesen (Matth. 3:11) , mithin ist ihnen gar kein reiner und vollständiger Sinn auch nur von der Taufe des Johannes beigebracht worden. In so weit entlegenen Gegenden war das auch weniger zu bewundern. Paulus zeigt ihnen deswegen, daß selbst am Dienst des Johannes das Vornehmste auf das Zeugnis von Christo gegangen sei. Daß aber diese zwölf Männer nach schon empfangener Taufe Johannis noch einmal auf den Namen JEsu getauft wurden, ist gar nicht befremdlich. Freilich wer den rechten vollen Sinn von der Taufe Johannis faßte, und darin so fortgeleitet wurde, wie die aus der Schule Johannis in die Nachfolge Christi übergegangenen Jünger, hatte freilich nicht Not, noch einmal getauft zu werden. Wo es aber entweder im Anfang mangelhaft herging, daß keine hinlängliche Nachricht von JEsu dabei war, oder wo im Fortgang die von Johannes angedeutete Geistestaufe versäumt wurde, da konnte wohl wieder eine den ganzen Segen des Evangeliums bezielende Taufe statt haben. Den Schwachen im Glauben aufnehmen, ist schon recht. Aber beim Aufnehmen soll man sie nicht unter dem Maß der Gnade seiner Zeit stehen bleiben lassen. Text: Apostelgeschichte 19,8-20 Das Wort GOttes besiegt zu Ephesus so viel Böses, und der Sohn GOttes erweist sich darunter als Derjenige, der gekommen ist, daß Er die Werke des Teufels zerstöre. Was Paulus nächst zuvor mit den zwölf Männern verhandelte, ist ein Muster von der Privat = Seelsorge. Nun wird auch von seinen öffentlichen Arbeiten Nachricht gegeben. In drei Monaten konnte er doch Manches vortragen, was es mit dem Reich GOttes für eine Bewandtnis habe. Da aber Etliche sich dagegen verhärteten, und auch zur Verwirrung anderer Gewissen hart redeten, so gab das dem Apostel genugsamen Grund, sich von ihnen abzusondern, ihnen also ihre Schule zu überlassen, die Gläubigen aber in einer anderen Gelegenheit unter seine Bearbeitung zu nehmen; welches auch den Vorteil brachte, daß desto leichter aus Juden und Heiden Eines gemacht werden konnte in Christus (Eph. 2:14 - 18) . Weil Ephesus ein Ort war, den sich der Teufel vorher durch viele Zauberkräfte zu einem festen Nest gemacht hatte, so ließ GOtt daselbst auch die Wunderkräfte in dem Namen des HErrn JEsu besonders hoch steigen, so daß er den Feind und Rachgierigen vertilgte. Keine geringe Versuchung war es, daß der Feind auch dazwischen ein Unkraut von unlauteren Leuten zu bringen wußte, in der Absicht, der guten Sache JEsu einen Schandflecken anzuhängen. Es hat aber doch zur Ehre des Namens JEsu ausschlagen müssen. Es geschieht nicht leicht etwas Gutes, worin sich der Feind nicht mengen sollte. - Der Apostel Umherziehen war doch von dem Wesen solcher Umläufer leicht zu unterscheiden, wenn es um Wahrheit zu tun war. Wem aber mit Ärgernissen gedient ist, der ergreift so etwas. In der evangelischen Geschichte kam wohl ein ähnlicher Fall vor, davon der Heiland aber urteilte, man sollte einem Solchen nicht wehren. Bei selbigem muß gleichwohl mehr Lauterkeit und Kraft gewesen sein, als bei diesen Leuten. Doch hat auch diesen Paulus nicht gewehrt, sondern die Hand GOttes hat sich selbst darein gelegt. Auf die muß man es auch in der heutigen Zeit am meisten ankommen lassen. Es ist eine beschwerliche Sache, wenn verkehrte Leute sich einer guten Sache annehmen, und damit Gemeinschaft haben wollen, deren sie doch auf einer anderen Seite Schande machen. Wir aber können in solchen Fällen nicht wehren; läßt GOtt sie nicht durch irgend Etwas zu Schanden werden, so müssen wir es dulden. - Vor der hier eingejagten Furcht und Verherrlichung des Namens JEsu war es eine schöne Frucht, daß Manche ihre vorher verübten bösen Taten und zauberischen Stücklein bekannten. Anfangs müssen sie also von den Aposteln auch bei der Taufe nicht zum Aufdecken solcher verborgenen Händel angehalten worden sein. Aber nachdem das Wort GOttes selbst im Herzen kräftiger geworden ist, so ging es mit solchen Bekenntnissen desto aufrichtiger her. Es ist oft sicherer, zu so etwas die Stunde der freien Gnade abzuwarten, als es an etwas Gewisses zu binden. - Mit nachteiligen Büchern ist die Welt immer auch zu ihrem Gericht überschwemmt. Man sollte öfters einen dergleichen Brand anstellen. Die Zeit des Neuen Testaments und jeder Besserung wird öfters so beschrieben, daß man dabei das Vorige, was zum Ärgernis gereicht, wegwerfen werde (Jes. 2:20, 3:21-22) . Text: Apostelgeschichte 19,21-40 Pauli großmütiger Vorsatz, mit dem Evangelium weiter zu rücken. Ein großer Auflauf zu Ephesus gibt Anlaß daselbst abzubrechen. Im Lauf unseres lieben Heilands und seiner getreuen Zeugen ist es oft zu bemerken, wie sie bei allem Eifer sich doch in nichts übereilt, nichts vor der Zeit abgebrochen, sondern gern Alles so eingerichtet haben, wie es geziemend war; eben so wenig aber auch dem Mattwerden oder Trägheit nachgehängt, sondern bald wieder nach weiterer Arbeit gegriffen haben. Es gibt Zeiten, wo man mehr von seines Amtes Bürde gedrückt, sich kaum enthalten kann, mit Elia zu bitten: Es ist genug, so nimm, HErr, meine Seele von mir. Es gibt aber auch wieder Zeiten, wo man sich im Geist aufschwingen, und in Empfindung von seines Amtes Würde, solche Blicke und Vorsätze in die Zukunft fassen kann, dergleichen Paulus da getan hat. - Jerusalem und Rom sind zwei sonderbare, im Geistlichen und Weltlichen sehr merkwürdige Städte, wovon Anfangs viel Gutes, nachmals viel Heuchlerisches und Verderbliches weit und breit ausgegangen ist, und in denen viel Blut der Heiligen zu rächen erfunden worden ist, und kräftig noch erfunden werden wird (Matth. 23:35 ; Offb. 18:24) . Denkwürdig ist, daß auch Luther vor Anfang des Reformationswerks nach Rom sehen mußte, welche Reise ihm viel zur Erkenntnis des römischen Wesens ausgetragen hat. Viel Gewinn zuwenden, großen Zugang haben, das sind noch große Titel in der Welt, um derer willen man Vieles tut, und in Manchem auch die Wahrheit aufhält. Man sehe, was Offb. 18:11-12, 22 von der großen Hure steht, die auch die Religion und deren Übung dahin einzurichten weiß, daß dabei viel Pracht, Gewerbes, Gewinn, Bildhauer = und Malerarbeit, Musik usw. getrieben wird. Demetrius war freilich der Anführer dieser stürmischen Rotte, aber er verließ sich dabei doch auf so viele, vom nämlichen Weltgeist Getriebene, und kann es nicht ertragen, daß Paulus dem sich widersetzen sollte, was bisher in ganz Asien gegolten hat. Es gibt keinen heftigeren Eifer, als wenn man fleischliche, sinnliche Dinge unter einem Schein der Religion verteidigen will. Doch bewies sich der HErr JEsus auch unter dieser tobenden feindlichen Rotte herrschend. Mit dieser tobenden Rotte aus dem Heidentum vereinigten sich bald auch Feindlichgesinnte aus dem Judentum, und wollten Alexander als ihren Sprecher aufstellen, welcher die Juden zu verteidigen, Paulus aber noch mehr hineinzuhauen muß im Sinn gehabt haben. Er konnte aber nicht zum Wort kommen. Die Nachricht von diesem Auflauf kann man nicht ohne Schauer lesen. Wer bedenkt, was Paulus darunter erfahren hat, wird es wohl fassen können, daß er es 1.Kor. 15:32 als ein Kämpfen mit wilden Tieren beschreibt. Und doch war gerade damals das Heidentum seinem völligen Sturz nahe. Des Stadtschreibers Rede ist zwar keine apostolische Predigt, sondern ein - auf politische Vertragsamkeit und bedächtliches Verfahren eingerichteter Vortrag, doch ist weitere Gefahr dadurch verhütet worden. Auch sieht man daraus, wie bedächtlich gleichwohl die Apostel ihr Zeugnis wider die heidnischen Gottheiten geführt haben müssen, daß man ihnen doch getrost das Zeugnis geben konnte, sie seien keine Lästerer der Diana gewesen. Mit fleischlichen Waffen wird nichts Gutes für die Wahrheit, und Jemanden zur Erkenntnis derselben zu bringen, ausgerichtet. Ach HErr JEsu! Dir ist Wind und Meer gehorsam, stille das Toben der Völker wider Dich. Regiere Alle, welche die Wahrheit vor sich haben, daß sie mit derselben demütig umgehen, und gegen Andere mitleidig verfahren.
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