Acts 20
Text: Apostelgeschichte 20,1-16 Ein Stück von Pauli Reisebeschreibung, das bald gelesen, aber nicht so bald mit gleichem göttlichen Sinn und Verleugnung in Übung gebracht ist. Nicht als ein Mietling, der den Wolf kommen sieht, floh Paulus, sondern nach durchkämpftem Kampf und wiederhergestellter Ruhe machte er seinen Abschied; und zwar so, daß er nicht heimlich entwich, sondern mit der Freudigkeit eines guten Gewissens wegging, und viel zum guten An = und Nachdenken hinterließ. Seinen Zug aber richtete er so ein, daß er für die vormals schon angelegten Gemeinden seine Sorgfalt bewies, und des Feindes Absichten zurücktrieb. Auf viele Worte kommt es sonst beim Christentum nicht an, doch kann die Liebe Christi zuweilen auch dazu dringen, und der Menschen Notdurft selbige erfordern. Dem Vertrauen auf GOttes Schutz und Vorsehung ist es nicht entgegen, wenn man auch Mittel und Wege gebraucht, welche menschliche Vorsicht an die Hand gibt. Der gesagt hat: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, der hat auch gesagt: Hütet euch vor den Menschen. - Bei dem Zug durch Macedonien gab es auch wieder manches Gute, den Heiligen zu Jerusalem zu Dienst zu verrichten, wie aus Röm. 15:25-26 zu ersehen ist. O ein treuer GOtt, der seinen Knecht Paulus auch durch eine solche gesegnete Gefährtschaft tröstete! Was hat doch ein Christ für mancherlei Seiten: Einige stellen ihm nach dem Leben. Andere wären in Liebe bereit, ihr Leben für ihn zu lassen. Unter dem Ausdruck: Das Brot brechen , nimmt die Apostelgeschichte eine christliche Mahlzeit mit angehängtem Genuß des heiligen Abendmahls zusammen, dergleichen sich besonders zu diesem beweglichen Abschied wohl schickte. Daß der vielen Fackeln auf dem Saal gedacht wird, ist ein Anzeigen, wie sorgfältig man nicht nur damals zur Vermeidung aller Ärgernisse und Abwendung alles bösen Verdachts gewesen ist, sondern wie bedächtlich der Geist GOttes dergleichen auch zur Lehre auf künftige Zeiten hat schreiben lassen. - Der Schlaf ist ein Feind in unserer Natur, der uns oft auch bei der Anhörung des göttlichen Worts zu schaffen macht. Was kann GOtt auch bei einer guten Sache oft für schreckhafte Umstände zulassen; um derwillen man aber nicht gleich ein Ärgernis daran fassen muß. Über einen Verstorbenen sich ausbreiten ist eine Stellung, deren sich zwar Elias und Elisa, aber niemals unser lieber Heiland, am wenigsten Petrus bei der Tabita bedient hat. Wie hat Alles seine Geziemlichkeit! - Getümmel soll überhaupt bei dem Gemerk auf GOttes Gegenwart nirgends sein. Besonders aber bei Sterbefällen ist es sorgfältig zu vermeiden, und die Anwesenden auf das zu weisen, was jetzt vom Unsichtbaren und der Engel Dienst um eine solche Stätte zu spüren, und mit Schriftgrund zu vermuten ist. Selbst auch das Rufen zu GOtt muß nicht mit Getümmel, wie gegen einen tauben Götzen getrieben, sondern als einen GOtt der nahe ist, geübt werden. - Die Rede: seine Seele ist in ihm , konnte Paulus so führen, wie der Heiland das Wort: das Mägdlein ist nicht gestorben, sondern es schläft; welch Beides im Glauben an die zwischen den gegenwärtigen Fall sich schon zum Aufrichten schlagende Hand GOttes gesagt war. - Den Weg zu Fuß zu machen, wählte Paulus, um unterwegs an einigen Orten noch mehr Frucht zu schaffen. - Die Festzeiten haben sich schon im Lebenslauf des Heilands mit besonderem Segen ausgezeichnet; und so konnten auch nachgehends Knechte Christi zu einem Augenmerk behalten. Doch mit den besten Vorsätzen haben sich die Männer GOttes unter die Umstände gedemütigt, die sich zur Hindernis oder Förderung ergaben. O wie will Alles im Geist der Sanftmut abgewartet sein! Text: Apostelgeschichte 20,17-38 Paulus fordert die Ältesten der Gemeinde von Ephesus zu sich nach Mileto, und führt ihnen in einer beweglichen Abschiedsrede Vergangenes und Zukünftiges ernstlich zu Gemüt. Schon Salomo rechnet es Pred. 2:18 ff. Mit unter die beschwerlichen Eitelkeiten im Weltlauf, oder unter die Hindernisse, warum Jemand seiner Arbeit nicht recht froh, und derselben Frucht nicht gewiß werden könne, weil er seine Arbeit wieder einem Anderen lassen müsse, von dem er nicht wisse, wie er damit umgehen werde. Noch viel mehr muß es einen ernstlichen Kampf des Glaubens verursachen, seine Arbeit an der Gemeinde GOttes in Anderer Hände fallen zu lassen. Paulus hat es deswegen dem Timotheus aufgegeben, sich nach treuen Leuten umzusehen (2.Tim. 2:2) . Um so weniger wird er sich gesäumt haben, bei dem, was er selbst noch bestellen konnte, solche Wahl zu treffen. Aber man spürt dieser seiner Rede wohl an, was er auch deshalb für Anfechtung gehabt habe. Der Halt und das Wort JEsu: Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende, muß einen unterstützen. - Auch seine weiteren Äußerungen, z.B. von der Demut, Tränen und Anfechtungen, womit er dem HErrn gedient habe, erinnern uns, daß wir uns der Apostel Dienst und Amtslauf nicht bloß auf der blühenden und annehmlichen Seite vorstellen, sondern auch ihre Kirchennot und vielen Kampf bedenken sollen. - Das Nützliche aus Menschenfurcht nicht verhalten, und nicht das Fürwitzige aus Menschengefälligkeit statt des Nützlichen vortragen, hat zu allen Zeiten ein Hauptstück an der Treue eines Haushalters GOttes ausgemacht. - Wie der Heiland selbst einen Unterschied gemacht hat zwischen dem großen Haufen, dem Er das Reich GOttes und den Weg der Gerechtigkeit verkündigen, und zwischen seinen Lehrjüngern, denen Er etwas von den Geheimnissen des Reichs GOttes anvertrauen konnte. So führten es auch die Apostel mit öffentlichem Verkündigen und mit Lehren in den Häusern fort; und es wird noch jetzt Keiner erreichen, daß Jedes seine Gebühr bekomme, wenn er nicht beides gehörig miteinander verbindet. - Um Buße zu GOtt, und um Glauben an den HErrn JEsus wußte der Apostel, daß ihm einzig zu tun sei, wenn er schon hernach seinen Vortrag noch so mannigfaltig einrichtete, damit sein Amt kein Dienst des - in Gedächtnisfächer zu bringenden Buchstabens würde, sondern ein Amt des Geistes, wodurch einem nicht Worte, sondern Tat und Wahrheit beigebracht würde. GOtt hat uns in seinem geschriebenen Wort selbst das schönste Muster gegeben, wie man das köstliche Eins, um das es zu tun ist, doch von so vielen Seiten her vor der Menschen Herzen bringen, und also teils ihrem Ekel, teils ihrer grenzenlosen Wißbegierde ausweichen soll. Je mehr aber Jemand sein Amt als ein Amt des Geistes führt, je leichter begegnet es ihm, daß man ihm mancherlei Ungeschicktes andichtet. Da muß er dann bei sich gewiß sein, um was es ihm zu tun ist. Das war Luthers größter Trost beim Reformationswerk, daß es nicht über Lappalien, sondern über den nötigen Materien von Buße zu GOtt, und vom Trost angegriffener Gewissen aus dem Glauben an JEsus angegangen ist. An allem Vorauswissen dessen, was einem begegnen mag, ist nicht so viel gelegen, als an der - aus dem Evangelium und aus dem, was dadurch an das Licht gebracht worden ist, geschöpften Kraft, dem Feind nicht Raum zu geben, daß er uns als Liebhaber unseres eigenen Lebens irgendwo anträfe. - Die Freudigkeit, zu bezeugen, daß er rein sei von aller Blut, möchte man dem Apostel gern in manchen Abschiedspredigten nachtun, aber sie will unter vorheriger lange gehaltener Demut, Anfechtungen und Tränen errungen sein. Die Hinsicht auf die teure Erwerbung der Gemeinde durch das Blut des Sohnes GOttes gibt den kräftigsten Antrieb zu Ernst, Eifer, Liebe und Geduld. Die Zeit, wann wackere Arbeiter abgehen, macht sich der Feind gern zu Nutz; aber die Vorempfindung von dem, was er im Sinn hat, die GOtt in das Herz seiner Knechte gibt, tut ihm doch noch Einhalt. Das: aus euch selbst werden Männer aufstehen , mußte alle angreifen. Hat es mit Arbeitern, die der Heilige Geist beim damaligen Licht gesetzt hatte, so umschlagen können, was hat man zu unserer Zeit zu besorgen. Das heißt eben der Herde nicht verschonen, wenn man den Gemütern, besonders junger Leute, verkehrte Lehren vorbringt, die ihrem fleischlichen Sinn leicht eingehen, aber zu ihrem größten Ärgernis und Verderben ausschlagen. - Das Angedenken an tapfere Vorgänger kann oft auch noch einen starken Zug tun, und den Seufzer erwecken: Wache auf, du Geist der alten Zeugen! - Doch zum Zeugnis, wie es nicht am Schwernehmen, sondern am Vertrauen durch Christum zu GOtt liege, und wie auch diese Vorstellungen auch meist darauf zielen, lenkt Paulus in den Segenswunsch ein: Ich befehle euch GOtt und dem Wort seiner Gnade, womit sie an jedem Ort, auf jeden Fall durch den ganzen Lauf bis an das Ziel hinaus ausgerüstet wären. Weil er aber alsdann erst wieder auf seinen abgeschiedenen, in voller Verleugnung unter ihnen geführten Lauf und behaupteten Sinn kommt, so steht zu vermuten, ob nicht die Versuchung bei bösen Arbeitern von dieser verfänglichen Seite eingebrochen sei, daß sie angefangen haben, das Ihre zu suchen, und aus der Gottseligkeit ein Gewerbe zu machen, wovon Paulus 1.Tim. 6:3-5, 9-10 bedenkliche Vorstellung macht. Man muß deswegen noch jetzt Alles hingehen lassen, wenn man dem Evangelium kein Hindernis machen will. Das Wort JEsu: Geben ist seliger denn nehmen , ist in diesem runden Ausdruck nicht in die evangelische Geschichte eingetragen, hier aber noch schicklich angebracht, und damit auch für die Nachkommen aufbehalten worden. Dem Sinn nach liegt es in manchen Vorstellungen des HErrn JEsu, sonderlich aber in der Luk. 14:14 angebrachten Warnung, den Aufwand nicht so zu machen, daß einem Wiedervergeltung geschehe.
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