Acts 21

Text: Apostelgeschichte 21,1-16 Die Reise des Paulus nach Jerusalem, und was dabei noch unterwegs vorgekommen ist. Der Schmerz des Abschieds von den Gläubigen zu Milet wurde durch die - unterwegs vorkommenden Gelegenheiten, Frucht zu schaffen, nicht wenig versüßt. Doch richtete sich Paulus auch hierbei nach den äußeren Umständen. Paulus gewann nämlich Zeit, die Jünger in Tyrus zu stärken, weil der Schiffsleute Verrichtung daselbst auch Zeit erforderte. Handel und Gewerbe hat die Menschen getrieben, Amerika aufzusuchen, und GOtt hat ihnen das Evangelium von seinem Sohn mit dahin überbringen gegeben. - Paulus war seines Vorhabens, nach Jerusalem zu ziehen, und des guten Grundes dabei wohl versichert. Die Anzeige daß Bande und Trübsal seiner daselbst warten, nahm er auch als zum Umgürten seiner Lenden dienlich an. Aber der daraus gezogene Schluß, daß er nicht nach Jerusalem ziehen sollte, war menschlich, und diese gute Meinung ließ er sich nicht aufdringen. Denn da hat man Acht zu geben, daß man nicht, wie jener Prophet ein Gewisses gegen ein Ungewisses vertausche (1.Kön. 13:12) . Der eine Teil der Nachricht war also lauter aus dem Geist, der andere litt einen Zusatz von etwas Fremden. Man merkt es aber aus dieser Jünger baldigem Nachgeben, daß sie sich dessen bald selber bewußt geworden sind, wie sie mehr gesagt haben, als ihnen eigentlich vom Geist verliehen war. - Des Philippus so vieljähriger Aufenthalt zu Cäsarea, wie sich aus Vergleichung mit dem obigen Kap. 8:40 ergibt, zeigt genugsam an, daß die Almosenpflege jener Sieben nicht über die - beim Tod des Stephanus erweckte Verfolgung und veranlaßte Zerstreuung hinaus gewährt habe. Seine vier Töchter weissagten sonst auch. Aber über die Angelegenheit des Paulus haben sie keinen Ausspruch getan. So wenig kann und soll sich Jemand Etwas nehmen, das ihm nicht von Oben herab gegeben ist. - Hingegen durch Agabus setzte die göttliche Anzeige noch einmal an, um die Freudigkeit Pauli noch einmal zu bewähren und zu läutern. Denn vorausgesehene, wohl vermeidliche, aber im Glauben übernommene Leiden zeichnen sich desto mehr als Malzeichen des HErrn JEsus aus. Woraus Andere einen Anlaß nehmen, ihm abzuraten, darunter erkannte Paulus vielmehr eine Stärkung auf seinen Weg. Es ist gut, daß uns auch solcherlei Übungen aufgeschrieben sind, wie man bei ungleichen Meinungen auch aus Liebe einander das Herz schwer machen kann. Pauli Bereitschaft war gewurzelt, und in der Schule erlernt, von welcher er Phil. 4:11-12 sagt. Die Übrigen zogen sich auch bald auf den Ruhepunkt im Willen GOttes zurück. Die einige Haupttugend im Christentum, und die Wurzel aller Übrigen, ist die Fertigkeit, in allen Stücken und Fällen, auch wider unseren Willen und Neigung, den Willen GOttes zu erfüllen. - Wo noch alte Jünger übrig sind, und Männer, die von vorigen Zeiten her einen Schatz aus dem Wort GOttes haben, soll man ihrer froh sein. Text: Apostelgeschichte 21,17-26 Bei der Ankunft Pauli zu Jerusalem tut man ihm einen Vorschlag, die schwachen Christen daselbst mit nachgehender Liebe zu gewinnen, den er auch befolgt. Was ehemals die Gläubigen zu Jerusalem von Pauli guter Aufnahme abhielt (Kap. 9:26) , war nun längst weggefallen. Inzwischen konnten sie leicht auch von seinem diesmaligen Besuch sich manche Ungelegenheit besorgen. Aber das ließen sie sich an freudiger Aufnahme nicht hindern. Jakobus war als der ordentliche Vorsteher der Gemeinde zu Jerusalem damals anzusehen. Diesen überging Paulus nicht, und er faßte hinwiederum Paulus in Liebe, so viel Unterschiedenes auch Beider Gang von einander hatte. - Das Erzählen vom Werk des Herrn unter den Heiden hat schon Kap. 15: 3-4, 9 gute Dienste getan, darum greift es Paulus wieder dort an; und läßt gern dies Fröhliche in ihrer Unterredung vorangehen, damit ihr aller Herz gestärkt wäre, nun auch das Sorgliche, auf welches sie bald kamen, desto gefaßter zu behandeln. Das viele von den Gläubigen zu Jerusalem noch Eiferer über dem Gesetz blieben, war nicht wohl zu verhüten. Nachdem GOtt einmal durch Zerstörung des Tempels einen Ausschlag darüber gab, so konnte man schon weiter hinaussehen. Zu diesen von Geburt, Auferziehung und Gewohnheit tief haftenden Vorurteilen kamen noch viele halb unrichtige und übel verstandene Gerüchte von Anderen aus der Ferne her. Durch Beides läßt man sich oft noch in der heutigen Zeit zu viel widrigen Gedanken und übereilten Urteilen bringen. Deswegen soll man sich wohl bewahren, daß man nicht durch Ausbreitung solcher Reden ein Helfershelfer des Lästerers werde, der besonders auch durch Sünden des geschwätzigen Gerüchts in der Finsternis dieser Welt herrscht. Wer Pauli Unterschied bei dieser Nachrede kennen lernen will, der erwäge nur das 14. und 15. Kapitel aus der Epistel an die Römer. Ihre Überlegung war nicht ganz von aller Furcht frei. Furcht ist auch an sich selbst nicht bös, sondern steht mitten inne, und kann zu nötiger Vorsichtigkeit Anlaß geben, aber auch in Unglauben ausarten. Der rat, den sie ihm geben, war nicht fleischlich und aufs Vermeiden des Kreuzes für ihn oder sie angesehen, sondern geistlich, der Schwachen zu schonen, und sie so zu gewinnen, daß sie ihm Besseres zutrauen möchten. Man kann auch nicht gerade sagen, daß er durch den Erfolg zu Schanden gemacht worden sei. Denn die an Paulus nachmals verübte Gewalt hätte unter viel anderen Umständen auch so ausbrechen können; und daß sie im Tempel, über einer dem Gesetz gemäßen Handlung ausgebrochen ist, hat doch immer noch für Pauli Unschuld ein dienliches Zeugnis abgegeben, und seiner Feinde Grimm beschämt. Die Gemeinschaft von vier anderen Männern gab dem Vornehmen Pauli ein mehreres Ansehen; und einem Anderen noch die Kosten zu seinem Opfer und Gottesdienst bezahlen, gab einen Beweis von einem nicht gemeinen Eifer. Der Mißbrauch, dem dieser Rat unterworfen war, und wodurch Paulus von dessen Befolgung hätte abgehalten werden mögen, räumen sie selber noch aus dem Weg. Um so weniger ist es zu verwundern, daß Pauli nachgebende Liebe sich denselben so bald gefallen ließ. Das ist eine delikate Sache, wie sich die Liebe oft machen lassen muß, wenn man schon im Glauben frei wäre. Das Christentum kommt immer in das Gedränge mitten hinein. Der eine Teil möchte es gerne genauer und strenger, der andere Teil gern freier und ungebundener haben. Die Wahrheit geht in der Mitte . GOtt im Geist und in der Wahrheit anbeten, geht eben dem - in das Fleisch heruntergesunkenen Menschen schwer ein. Auch hierüber gilt es: Leide dich mit dem Evangelio! Text: Apostelgeschichte 21,27-40 Paulus wird im Tempel gegriffen, von dem Judenvolk in einem ungestümen Auflauf übel behandelt, von der römischen Garnison gefangen genommen, und bekommt Erlaubnis, an das Volk zu reden. Nun wird Paulus an Das gedacht haben, was ihm der Geist GOttes so oft andeutete von dem, was in Jerusalem auf ihn wartete. Nun wird er auch das öftere Umgürten seiner Lenden, und die Erneuerung auf den Sinn, sein Leben nicht teuer zu achten, zu genießen gehabt haben. - Je unbedachtsamer die Juden das eine Wort Christi erfüllten, nämlich daß sie des Vaters Bethaus zur Mördergrube machten, je näher kam auch die Erfüllung des Anderen, daß ihnen dies Haus müßte wüste gelassen werden. - Auf eines Christen Umgang und Gesellschaft lauert freilich auch die Welt, ob sie dorther keine Schmach und Vorwand zur Verfolgung auf ihn bringen kann; deswegen man auch darin Vorsicht zu brauchen hat, doch auch darin auf Kreuzesflucht hinauslaufender Klugheit nicht zu viel einräumen soll. Von argwöhnischen Meinungen nährt sich sonderlich der blinde Eifer. - An der Regierung GOttes ist es eine von seinen wunderbaren Schickungen, daß auch Diejenigen, welche nicht Genossen seines Reichs sind, über ihrem ungleichen Interesse, ihren Einsichten und Absichten oft so geteilt sind, und damit ein Schwert das andere in der Scheide hält, oder die Kinder seines Reichs von einem Teil Schutz genießen, der es sonst nicht so meint. - Von dem Punkt, da der oberste Hauptmann Paulus übernahm, hingen wichtige Gelegenheiten ab, daß der Apostel das Evangelium an Orten anbringen konnte, wohin er sonst nicht wohl gereicht hätte. Unter dem ganzen Hergang aber wurde Paulus tief in die Gemeinschaft und Ähnlichkeit der Leiden Christi gezogen, und erstattete nicht wenig an Dem, was noch mangelte an Trübsalen in Christo. Auch daß ihn der Oberhauptmann für den aufrührerischen Ägypter ansah, war ein Teil von dem Leiden, nach welchem sich Christus auch unter die Übeltäter rechnen ließ. Wie unvermutet aber mußten die Stufen am römischen Lager nun eine Kanzel abgeben, von welcher her GOtt das Evangelium von Seinem Sohn ausrufen ließ.
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