Haggai 1
Text: Haggai 1,1-11 Der Prophet Haggai Einleitung Dieser und die noch übrigen zwei Propheten haben nach der Babylonischen Gefangenschaft geweissaget, unter dem Volk, das wieder ins Land Israel zurück kam, und den von Cyrus vergönnten Bau des Tempels unternahm, aber auch die Schwierigkeiten und Hindernisse erfuhr, bis das gute Vorhaben unter Darius eine neue Förderung bekam. Da der vorigen Propheten Lebens- und Amtsjahre von Königen in Juda und Israel her benannt waren, so wird nun dieser ihre Zeit von auswärtigen Königen bestimmt, unter deren Macht das Volk GOttes und ihr Land damals stund. Von solcher Zeit an gab es in der Jüdischen Kirche neue Versuchungen, gegen welche auch das Zeugnis GOttes durch diese Seine Knechte allermeist gerichtet war. Durch ihre Zerstreuung unter die. Heiden haben die Juden tiefer in den Weltlauf hineingesehen, und daraus allerlei Ärgernis, Zweifel, verfängliche Denkungsart aufgefangen, woraus mancherlei Gemenge unter die ihnen sonst anvertraute Wahrheit GOttes gekommen ist; bei der Wiederaufrichtung ihrer kirchlichen und bürgerlichen Verfassung ging es klein und schwer her, darüber ließen sie aus verzagtem Mut in Vielem nach, worüber sie um des Bundes und der Zusage GOttes willen hätten getroster halten sollen. Darum waren Haggai und seine Mitknechte erweckt, des Volks lässige Hände aufzurichten, und ihre müde Kniee zu stärken, aber nicht mit Verheißungen, die wieder auf Davidische Siege, oder Salomonischen Reichtum zielten, sondern mit solchen Trostworten, die sich mehr zu dem Geist und Inhalt des Neuen Testaments hinneigten, wonach sie aus dem, was in die Augen fiel, weniger machen lernen, und die Herrlichkeit des Tempels nicht nach Silber und Gold, sondern nach der Gegenwart des HErrn und nach der Offenbarung Seines Geistes schätzen sollten. Und was sie aus ihrer Zerstreuung unter die Heiden für mildere Gedanken von ihnen gefaßt hatten, das sollte nicht zu einer Vermengung der Wahrheit mit heidnischem Unglauben Anlaß geben, sondern diese Erben der Verheißung GOttes zu der Hoffnung allgemach lenken, daß die Heiden hierin auch noch ihre Miterben werden, wenn der Messias sich auch als der Heiden Trost zeigen werde. Die Einteilung seiner Weissagung macht der Prophet Haggai selber am Deutlichsten durch Bemerkung der unterschiedenen Zeiten, darin das Wort des HErrn zu ihm geschehen, im andern Jahr Darii, im sechsten Monden, am ersten Tag Kap. 1:1 am ein und zwanzigsten Tag des siebenten Monden Kap. 2:2 ., am vier und zwanzigsten Tag des neunten Monden Kap. 2:11 . Man kann es aber auch bei der Einteilung in die zwei Kapitel lassen, wenn man nur die Worte, die im Deutschen zum Anfang des zweiten Kapitels gezogen sind, an ihren rechten Ort zum Beschluß des ersten Kapitels setzt. Haggai 1 Einleitung Der Prophet ruft das Volk und ihre Vorsteher zu mehrerem Ernst in Erbauung des Tempels auf, bestraft ihre bisherige Nachlässigkeit, benimmt ihnen die hiezu gebrauchten Vorwände, und wird bald mit einer guten Wirkung seines Worts erfreut. Text: Haggai 1,1-11 Da das Volk im Tempelbau viel zu nachlässig, und ihre sonst rechtschaffenen Vorsteher gegen die Schwierigkeiten der damaligen Zeit und den daher genommenen Vorwänden zu nachgiebig waren, so bringt der Prophet im Namen des HErrn an Beide eine Aufmunterung deren guten Grund sie bei mäßiger Überlegung in ihrem eigenen Gewissen leicht finden konnten. Es ist eine scheinbare Versuchung, wo man sich hinter die Schwierigkeiten seiner Zeit steckt, und im Dienst GOttes und in dem Bekenntnis Seiner Wahrheit das nicht ausrichten zu können vermeint, was zu anderer Zeit habe fein können. Aber der Herzen und Nieren prüfet, kann die darunter steckende Trägheit und Falschheit des Unglaubens hervorziehen, und aus dem, wie man in andern Sachen handelt, wo einen Eigenliebe und Eigennutz antreibt, unleugbar überzeugen, daß man auch der Religion sich nachdrücklicher annehmen könnte, wenn man nur auch GOttes Liebe in Sich hätte, und von der rechtmäßigen Ehrbegierde, sich Ihm zum Wohlgefallen darzustellen, getrieben würde GOtt zeigt es einem aber oft auch, wie man mit aller Eilfertigkeit und abgerichteten geschwinden Ränken Ihm doch nichts abzwingen könne, sondern wie man oft über der unmäßigen Liebe seines Lebens auf dieser Welt, es verliere, und auf einer andern Seite soviel zu Schaden komme, als man auf der einen Seite zu gewinnen meinte. O daß man sich in großen und kleinen Angelegenheiten durch den himmlischen Fingerzeig: Schauet, wie es euch gehet, V. 5-7 , auf die rechte Spur bringen ließe! Text: Haggai 1,12-2,1 Was dieser Zuspruch gefruchtet, und wie der Prophet dieser ersten Willigkeit durch weitere tröstliche Verheißung GOttes auf- und fortgeholfen habe. Mit Furcht vor dem HErrn und Seinem Wort fängt der Gehorsam an; die Freundlichkeit GOttes aber lenkt es damit bald zu einem noch freudigeren Ausstrecken der Hände, durch den köstlichen Trost: ich bin mit euch, wodurch einem Vergebung über alles Vergangene, und Beistand auf alles Zukünftige versichert wird, welches dem Geist eine Erweckung und Belebung ist. Haggai 2 Einleitung GOtt legt darin durch den Propheten noch weitere Geduld- und Trostworte ans Herz des Volks und ihrer Vorsteher in den beiden obern Ständen, um dadurch den Tempelbau zu fördern, und alle verkleinernde Gedanken, die sie darin hätten müde machen können, wegzuräumen.
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