‏ Romans 2

Text: Römer 2,1-16 Weil es aber doch unter Juden und Heiden auch feinere Gemüter gegeben hat, welche die Wahrheit GOttes nicht so in Ungerechtigkeit aufgehalten haben, noch bis zum Wohlgefallen am Bösestun verfallen sind, vielmehr mit ihrem Gericht gegen Anderer Böses gezeugt haben, so führt jetzt der Apostel diese tiefer hinein, und gibt ihnen zu bedenken, ob sie nicht oft das selbst auch getan haben, was sie an Andern gerichtet haben und wie weit es gefehlt habe, daß ihre bessere Überzeugung bei ihnen zur Buße und Sinnesänderung durchgeschlagen hätte mithin wie auch sie der Hilfe durch das Evangelium so nötig haben, wenn sie nicht mit ihren besten Gedanken und Trieben unter der Härtigkeit des Herzens stecken bleiben sollten. Man sollte es nicht meinen, wenn es nicht noch die tägliche Erfahrung häufig bestätigte, wie scharfsichtig man an Andern, und zugleich wie blind an sich selbst ein Mensch sein, und also am Andern etwas richten, und bei wenig veränderten Umständen das Selbst tun könnte, was er richtet, immittelst aber doch durch Vergleichung mit Andern, die es ärger machen als er, einen betrüglichen Ruhm und Trost sucht. Er weiß es, und kann es beim geringsten Nachdenken über sich wohl finden daß das der Weg nicht ist, dem Urteil GOttes und der künftigen Offenbarung seines Zorns zu entrinnen; aber der Affekt reißt ihn wieder dahin, daß dies Wissen zu keiner im Gewissen sieghaft gewordenen Wahrheit aufkommt. Richten und des Balken in seinem Auge nicht gewahr werden, ist ein Band der Finsternis, in welchem noch manche arme Seele gefangen liegt. Recht richten, GOttes Urteil, das nach der Wahrheit geht, unterschreiben, selbigem wider sich selbst Recht geben, ist der Anfang zur Bekehrung von der Finsternis zum Licht. Das Gewissen arbeitet darauf, den Menschen gegen GOtt und gegen Sich selbst aufrichtig und gerade zu machen; wenn man aber die Regungen desselben um das Raisonniren und Richten verwendet, und etwa in solche abgerissene Werke, hinter die man seine anderen Unarten verbergen will, so wird dadurch das Licht in einem Menschen zur Finsternis. So lange man aber dem Gericht GOttes so ausweicht, so kann man auch von der Güte, Geduld und Langmut GOttes keinen heilsamen Gebrauch machen sondern zieht selbige auf Mutwillen und Mißbrauch. Die Lindigkeit, welche GOtt über unser Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges vorwalten läßt, ist nicht auf das Bleiben, wie wir sind sondern auf Handleitung zur Buße und Sinnesänderung angesehen. Wer dagegen ein hartes und unbußfertiges Herz behält, der sammelt sich unvermerkt einen beschwerlichen Schatz auf den Tag, wo das Verborgene GOttes offenbar, und das Verborgene der Menschen gerichtet werden wird. — Solch originelle Gewissenswahrheiten: GOtt wird einem Jeglichen geben nach seinem Werken; bei GOtt ist kein Ansehen der Person streut der Apostel immer ein, um auch dadurch der Menschen Eitelkeit Einhalt zu tun, die bei ihren Urteilen und Raisonnements leicht auf etwas fallen, das sie nach ihren Absichten drehen können, als daß sie bei solchen Grund = Wahrheiten aushalten. — Was man ehemals denen vorhielt, die zur gründlichen Annahme des Christentums gebracht werden sollten, das muß man sich nun auch gesagt sein lassen, damit man im Glauben an das Evangelium gesund bleibe, und GOttes Sinn, und die uns beim Glauben zugedachte Reinigung des Herzens nicht verfehle. Nämlich Furcht GOttes und Haß seiner selbst, Liebe zur Wahrheit, Lust zur Gerechtigkeit muß im Herzen zum Grund liegen, sonst haftet der Glaube an das Evangelium nicht darin. Wer aus der Wahrheit in diesen Grundstücken ist, der hört JEsu Stimme; und wem es um diese Wahrheit und deren Aufrichtung bei ihm zu tun ist, der kommt an das Licht, dem leuchtet die Lehre JEsu ein, weil sie so eine Lehre des Lichts ist, und sich an Allem, was die Wahrheit im Gewissen schafft so wohl beweist. Ein Herz, das GOttes Zorn und Mißfallen an der Sünde nicht bedenkt, das GOttes Heiligkeit und Unparteilichkeit im Gericht nicht auf den Tafeln seines Herzens geschrieben findet, weiß nicht, was es aus dem Evangelium machen soll. Die im Evangelium geoffenbarte. Gerechtigkeit GOttes gegen die künftige Offenbarung des Zorns GOttes und gegen alle Vorblicke, davon in seinem Gewissen ergreifen; und auf der andern Seite sich in die bisher noch waltende Langmut und Geduld GOttes so schicken, daß man sich nicht durch das Bleiben in der Sünde den Zorn häuft auf den Tag des Zorns, sondern es sich zur Buße und Sinnesänderung, und sofort zum Glauben an das Evangelium leiten läßt, das gehört unter die faßlichsten Arten, wie man den Glauben vorhalten, und sich dabei an jedem Gewissen wohl beweisen kann. Sonst wird der Glaube gar zu gebieterisch vorgehalten, und wirklich erschwert. Das Evangelium hält uns nicht lauter Dinge vor, davon wir in unserem Gewissen gar kein Zeugnis hätten, und die wir also bei uns nirgends anzuheften wüßten. Wenn man auf die apostolische Art der Menschen Gewissen zu wecken, und das Geschäft der Wahrheit GOttes darin zu benützen lernt, so hält man sie damit nicht auf, und von Christo ab, sondern man erleichtert ihnen wirklich den Glauben an das Evangelium, und räumt unnötige Ärgernisse weg. Text: Römer 2,17-29 Nähere Zueignung des bisher Bezeugten auf die Juden, wie sie mit dem, auf was sie sich verlassen möchten, eben so wenig hinaus reichen, sondern nur desto mehr eingetrieben, und GOtt schuldig werden. Über die öfteren Ansprachen, so GOttes Wort und Geist an unser Gewissen macht: Siehe zu, seht euch vor, muß man sich nie hinwegsetzen. Der Weg des Lebens geht überwärts. Es ist keine Überlegung zu viel, so man daran wendet GOtt kann nichts so Brauchbares verleihen, der Mensch kann durch das Verlassen darauf sich selbst damit schaden. Wie gar oft verläßt sich der Mensch auf etwas, dessen Zweck und Absicht er doch so verfehlt, daß es herauskommt wie bei den Juden: Der Moses verklagt euch, auf welchen ihr hofft (Joh. 5, 45). Das Gesetz verdammt einen auf welches man sich verläßt. Es soll freilich Manches nicht herauskommen, als ob man sich selbst rühmte, sondern als ob man sich GOttes rühmte. Aber es ist wie bei jenem Pharisäer, der den Worten nach sagte: ich danke dir GOtt, und doch auf nichts als sich Selbst = Erhöhen umging. Auch beim Evangelium kann sich Mancher GOttes rühmen, über und wider die Wahrheit, mehr als er in GOtt und seine Lichts = Gemeinschaft eingedrungen ist. Es ist freilich eine schwere Sache wenn man den Menschen ihre Religion, und die darin übrigens von GOtt selbst eingesetzte Anstalt und befohlene Übungen so herabsetzen soll. ist Sorgfalt dabei nötig, daß, wenn man das falsche Vertrauen und Ruhm davon niederschlagen will, man nicht auch die guten Keimlein, die sich noch zu einem Gehorsam der Wahrheit anlegen könnten, mit ausrauft. Deswegen Paulus auch von der Beschneidung an sich nicht gering spricht, sondern wohl bedächtlich setzt: deine Beschneidung; welche Mäßigung man bei Allem, was man auch heutiges Tags von Taufe, Nachtmahl, Beicht = und Kirchengehen spricht, beobachten sollte. Die Menschen sind freilich selbst daran schuldig daß man sie so eintreiben muß Ließen sie Äußeres und Inneres unzertrennt beisammen wie es GOtt zusammengeordnet hat, so dürfte man ihnen nicht so mit dem Unterschied des Inwendigen und Auswendigen zusetzen, sondern könnte sie auch in der Achtung für das Äußere bestärken. Denn der Glaube muß ja freilich auch etwas haben das er glaubt, oder daran er sich hält, und darauf er steht und fußt Das Äußerliche wäre also an sich nicht zu verachten. Ist ja selbst das ganze Evangelium eine äußerliche und unendliche Predigt; und was GOtt in uns tut und wirkt, will Er durch solch‘ äußerliche Ordnung wirken. Mithin wenn man den Glauben und das äußerliche Ding, daran der Glaube haftet, nicht trennte, so könnte man einen auch in der Achtung für das Äußere bestärken Aber dein fleischlichen Sinn und der dadurch angerichteten Verwirrung zu steuern, muß man so auf das Innere dringen, und einen darauf führen, ob man sein Vertrauen von GOtt und von seinem Geist erlernt habe, und gewiß auf GOttes Zeugnis und Lob mit seinem Gewissen und dessen Vertrauen stehe?
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