Romans 3
Text: Römer 3,1-8 Der Apostel fährt fort, weitere Vorstellung zu tun, wie die Juden durch, was GOtt ihnen Vorzügliches eingeräumt hat, sie aber nicht gnadenmäßig gebraucht haben, nur desto mehr GOtt schuldig werden. Zu solchen Reden und Fragen: was nützt es? welchen Vorteil hat es? ist das menschliche Herz gar schnell; und hält in nichts weniger still als wenn man es ihm recht auseinander setzen will, was ihm seine Geburt von Christen, seine Taufe, seine äußerliche Gemeinschaft mit Christen sein Kirch = und Abendmahl =Gehen nütze oder nicht ? Der Geist GOttes geht ihm aber gegen sein ungeduldiges Ausreißenwollen immer nach. Daß man am Wort GOttes die Unterweisung zur Seligkeit so nahe habe, das wird am höchsten angerechnet. Und wirklich kann ein Jeder seine Treue und Ergebenheit an GOtt am besten daran bewähren, wie er mit GOttes Wort umgeht. Der Vorwurf, daß sie mit dieser großen Gnade nicht gnadenmäßig und dankbar umgehen, ist zwar leidig, doch verhütet der Apostel, daß man ihn nicht so weit treibe, als ob damit Alles, was GOtt nach seiner Treue mit dem Judenvolk vorgehabt hätte, umgestoßen sei. So muß man es wirklich auch bei Beurteilung unserer Kirchennot nie aus dem Gesicht verlieren: der Kirche sind große Verheißungen gegeben; aber GOttes Ernst und Eifer ist auch zu schrecklichen Drohungen getrieben worden. Reißt matt im fleischlichen Sinn nur die Verheißungen an sich, so gibt es jüdischen und päpstischen Stolz; entsetzt man sich nur vor den Drohungen, so gibt es zuletzt den Sinn jenes Schalksknechts, der dachte: du bist ein harter Mann, ich will dein Pfund vergraben. Der Unglaube liegt eben immer in trotzigem Streit mit GOtt und läßt sich von GOttes Sinn nicht recht berichten. Der Glaube nimmt Bescheid an, und wird der Wahrheit GOttes gehorsam, und kommt damit durch die Anfechtung hindurch. Die Menschen die bei der Gnade und dem Bund GOttes keine Ordnung der Buße und des Glaubens aufkommen lassen wollen, die müssen als falsch erfunden und zu Schanden werden. GOtt aber wird die Wahrheit seiner Worte und Verheißungen auch bei ihrem Gericht und Verwerfung gleichwohl behaupten. GOtt ändert nicht, was Er zugesagt hat. Aber Er hat es nie anders zugesagt als wie es Seinem ganzen Sinn und göttlichen Eigenschaften gemäß ist. Der Mensch möchte aus den Verheißungen GOttes gern eine Schuldigkeit machen; und wenn sie nicht nach seinem Sinn zutreffen, so hadert er im Unglauben mit GOtt und meint Recht zu haben, als hätte GOtt seine Wahrheit an ihm fehlen lassen. Der geschmeidige Glaube weiß es anders, wie man GOtt in allen seinen Worten Recht geben, und von aller Rechthaberei abstehen muß. Wollte man aber den Ungehorsam und das Unrecht welches er GOtt antut, daher verkleinern weil ja GOtt doch noch etwas Gutes zur Verherrlichung seiner Gerechtigkeit heraus bringe so zeigt der Apostel, es kommt nicht auf das an was GOtt herausbringt; GOtt kann seine Ehre retten; und du kannst doch darüber, als Einer der sich nicht in Seinen guten Willen geschickt hat, verloren gehen. Unter dem Vorwand GOtt könne Alles zu seinen Absichten brauchen sündigen Viele hinein. Ja, Er wird es schon zu seinen Absichten brauchen, aber ob es mit deinem Heil oder zu deinem ewigen Gericht geschehen wird das hängt davon ab, wie du dich in seine Ordnung schickst. Was du sonst zur Entschuldigung deines verstockten Herzens vorschütztest das tust du wider dein eigen Gewissen. Denn in andern leiblichen Dingen, Krankheit, Unglücksfällen, gibst du dich besser in die Ordnung und bequemst dich zum Gebrauch der Mittel. Nur hier sperrst du dich so, und meinst die Regierung GOttes im Ganzen soll es hereinbringen. O Mensch, nicht deine Sünde, sondern das Bekenntnis derselben, und das demütige Gesuch der Gnade preist GOtt. An der Sünden = Not, aber nicht an der Sünden = Lust, wird GOtt gepriesen. Text: Römer 3,9-20 Der Apostel bestätigt es mit Zeugnissen der Schrift daß die Juden keinen Vorzug haben sondern gleich den Heiden unter der Sünde seien und macht daraus den Schluß, daß aus den Werken des Gesetzes kein Fleisch vor GOtt gerecht werde. Einen solchen Vorteil oder Vorzug daß man sich nicht unter den gemeinen Sünderhaufen der bloß dem göttlichen Erbarmen heimgefallen ist zu rechnen Ursache hätte, kann und soll sich Keiner anmaßen, er mag nun auch nach dem Fleisch, Geburt, Stand, Gaben, Einsichten, Bildung Sittsamkeit, Brauchbarkeit vor Anderen voraushaben, was er will. Unter der Sünde, ihrer Schuld, Strafe, Herrschaft, Verdammung des Gesetzes, Druck vom Zorn GOttes im bösen Gewissen, Furcht vor weiterer Offenbarung desselben, und Unvermögen, uns selbst zu helfen sind wir Alle. "Was braucht es aber davon so viele Worte zu machen das streitet ja Niemand ab!" Ja wohl. Kaltsinnig gesteht man es ein, aber mag sich nicht lange dabei aufhalten. Eben deswegen führt Paulus unser Herz so von allen Seiten darauf hin damit es einem recht nahe gelegt werde. So lange der Mensch der Sünde nicht besonders begehrt los zu werden, so merkt er nicht so, was es heißt, unter der Sünde sein. Aber versuche es nur, dich ihr zu entreißen so wirft du schon erfahren wie sie als ein Pharao hinter dir her ist. — Außer der Beugung unter das: wie geschrieben steht, kommt man nicht auf den rechten Grund. Die Eigenliebe, die Parteilichkeit, die der Mensch für sich selbst hat, die Gefälligkeit Schmeichelei und Betrug, die sich im Umgang mit einander einschleicht, ist viel zu groß. Wer aber aus der Wahrheit ist der hört die Stimme GOttes in der Schrift, und gesteht es der Schrift zu, daß sie ihm nicht zu viel getan habe. Anfänglich glaubt man es um der Schrift = Aussage willen, wenn man es auch vor Eigenliebe noch nicht so an sich erkennen kann. Mehr und mehr wird man so redlich es auch an sich zu erkennen. Der gesunde Verstand und das gute Herz, das die Menschen zu haben meinen ist uns vom Himmel herunter abgesprochen Die freimachende Wahrheit muß uns erst dazu verhelfen. Jedes Glied an uns hat, so zu sagen ein böses Muttermal von der alten Geburt, und wenn es nicht so ausbricht, so hat es die uns gleichfalls von Geburt an entgegenkommende Gnade verhütet. Aber unser zum Selbstrechtfertigen so weit geöffneter Mund muß gestopft werden, und darin, daß wir vor GOtt durch Gesetzes Werke nicht gerecht werden können, müssen wir GOtt an uns Recht behalten lassen. Text: Römer 3,21-31 Wer macht uns von dem Unheil heil, das Leib und Seel' befleckt? Diese durch den bisherigen Vortrag erweckte Frage und Anliegen beantwortet der Apostel nun, und zeigt, wie GOtt selbst in das Mittel getreten sei, und uns eine Gerechtigkeit oder Hilfe aus der Sünde bereitet habe, die nun der Glaube annehmen, und dadurch zum verlorenen Ruhm an GOtt gelangen könne. Die uns von GOtt angewiesene Gerechtigkeit ist ohne Zutun des Gesetzes und alle davon erforderte und in uns etwa auch hervorgetriebene Werke geben selbige nicht; und doch hat sie auch vom Gesetz Zeugnis, oder, das Gesetz ist mit dem Werk GOttes in Verdammung der Sünde und in Rechtfertigung des Sünders wohl zufrieden. Wie GOtt die Juden unter dem Gesetz und den Propheten geleitet, und sie immer auf den Glauben an das Evangelium vorbereitet, eben so kommt noch jetzt jeglicher Glaube ohne Zutun des Gesetzes, und doch unter der Zubereitung des Gesetzes zur Gerechtigkeit. Ohne den Glauben bringt es der Mensch nicht so hoch, daß es einen Ruhm an GOtt austrüge; und ohne Glauben gibt sich der Mensch auch nicht so tief herunter, daß ihm eine fremde Gerechtigkeit sein Ein und Alles würde. Aber beim Glauben beugt sich der Mensch so tief, und dankt GOtt, daß Er ihm noch solch einen Weg gewiesen habe. - In der Sünde und in dem Zugang zur Gerechtigkeit ist kein Unterschied, sie sind allzumal Sünder. Wer das aber so im Mund führt, um den Ernst des Christentums mit dieser Ausflucht von sich zu schieben, der ist weit von aller Wahrheit abgekommen. Es kann nichts Demütigenderes für einen Menschen sein, als diese Beichte, wie Sünde und Tod an ihm nage, als an einem vom Leben und der Herrlichkeit GOttes entfremdeten Menschen. Unter dem Gerechtwerden ist alle Hilfe aus der Sünde begriffen, Alles, was zur Erstattung unseres Mangels gehört; doch, daß es mit der Vergebungsgnade anfängt, und man aus derselben wieder die Hoffnung zur Herrlichkeit faßt. Gnade ist und bleibt der erste, innerste tiefste Beweggrund im Herzen GOttes. Aber zum Erweis seiner Gerechtigkeit hat Er den Weg zur Erlösung durch JEsum Christum erwählt, damit man sehe, wie GOtt = geziemend es bei dieser uns zugedachten und nun täglich zufließende Gnade hergehe. Man weiß nicht, was in den Worten, umsonst, aus Seiner Gnade, durch Christi Erlösung zc. liegt, bis sich der Glaube immer aus tausend Ängsten, Zweifeln, Irrungen, so ihm die eigene Gerechtigkeit dazwischen hinein macht, durchschlagen, und in dies Licht der Wahrheit durchkämpfen muß. Die Gerechtigkeit GOttes hat sich zwar auch durch die - im Gesetz auf die Sünde gelegten Verdammungs = Urteile geoffenbart; weil aber diese, ohne den Sünder aufzureiben, nicht vollstreckt werden können, so ist Vieles als unter die Zeit der Unwissenheit gehörig, übersehen worden, und unter göttlicher Geduld stehen geblieben, aus deren Mißbrauch aber man zuletzt an der Gerechtigkeit GOttes selbst hätte zweifeln können. Aber im Blut und Tod seines Sohnes JEsu Christi hat GOtt seine Gerechtigkeit auf das Deutlichste bewiesen, und auch das Rätsel seines geduldigen Zusehens aufgelöst nämlich, daß bei der Gerechtigkeit Beides zusammenkomme, der Zorn wider die Sünde, und der Eifer für des Menschen Errettung, und GOtt also gerecht sei, und gerecht mache. Die Frage: wo bleibt nun der Ruhm? machte einen Andern böse und ungeduldig: aber Einer, dem der Heilige Geist das Evangelium verklärt hat, läßt sich gern so fragen, und merkt, daß es nicht nur GOtt um seiner Ehre willen daran gelegen ist, dem Menschen alles Rühmen darnieder legen; sondern daß es auch unser eigen Heil und die Wiederaufrichtung aus unserem Fall so erfordert, daß wir vom Licht und Leben; so wir im Sohn GOttes gehabt hätten, abgewichene Sünder, nun wieder zum Einfältigen Hangen an der Gnade zurückgebracht werden. Die Antwort: er ist aus, legt der Apostel Allen in den Mund, die da sind des Glaubens an JEsum. Diese können es auch mit Demut, nicht mit Unmut sagen. Man sollte meinen, der Werke Gesetz könne einen schon so eintreiben, daß man auf tausend kaum Eines antworten könne, und also das Rühmen aufgeben müsse. Aber die Erfahrung zeigt es, daß sich die Menschen bei der Werke Gesetz immer noch von der tiefsten Demütigung loshalftern, sollte es auch nur durch Versprüche auf das Zukünftige sein. Aber das Evangelium, welches der Apostel mit gutem Bedacht des Glaubens Gesetz heißt, damit man wisse, es sei dem lieben GOtt mit dem, was Er im Evangelium geoffenbart hat, so ernst als mit dem Gesetz immer, das unterdrückt das Rühmen nicht nur auf eine Weile, sondern legt einen ganz andern Grund in das Gewissen des Menschen, bei welchem es keines eigenen Ruhms mehr bedarf. Der Schluß und das festhalten darüber, macht alles Rühmens vor GOtt, und alles Erhebens über einander ein Ende, daß der Mensch, jeder ohne Unterschied, Vergebung der Sünden erlange, und damit in die gesamten Rechte der Erlösung eintrete, ohne des Gesetzes Werk, allein durch den Glauben am Jesum, den GOtt vorgestellt hat zu einem Gnadenstuhl, oder an den wir wegen unserer Versöhnung gewiesen sind. Oder, wenn du dich nicht zu diesem Schluß bequemen willst, wenn du dich bei demselben nicht alles Rühmens begeben willst, so muß ich dich nur fragen: Meinst du denn, der einige GOtt, und so auch der einige Mittler zwischen GOtt und Menschen, sei nur für dich da; und nicht auch für Alle, die Ihn mit den Heiden gern um seine Barmherzigkeit loben? Du darfst auch nicht sorgen, daß wir dadurch dem Gesetz etwas von seinem Nutzen und Brauchbarkeit nehmen, oder uns von der im Gesetz erforderten Gerechtigkeit lossagten. Nein Christus ist nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Beim Glauben respektieren wir alle Urteile des Gesetzes, und halten ihm nur unsern von GOtt ausgewiesenen Versöhnungsschirm vor. Der Geist des Glaubens macht uns zu Freunden des Gesetzes und seiner Anforderungen, denn der Glaube ist durch die Liebe tätig, und in der Liebe ist des Gesetzes Erfüllung. O köstliche Einfalt des Glaubens, die Alles annimmt, was GOtt schenkt, und die Absicht GOtt es, wozu jedes gegeben ist, sich gefallen läßt.
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