‏ Philippians 3:11

Christus gewinnen

Phil 3:7. Dieser Vers beginnt mit einem vielsagenden „Aber“. Das bringt eine völlige Wendung in die Darlegung. In den vorigen Versen hat Paulus alle Vorteile, die er besaß, alle Errungenschaften, all das, wessen er sich rühmen konnte, hervorgehoben. Welch ein ausgezeichneter Mensch, könntest du sagen. Aber … das alles versinkt in nichts und verschwindet vollständig von der Bildfläche, sobald er dem Herrn Jesus begegnet und seine ausgezeichneten Vortrefflichkeiten sieht. Bei dieser Begegnung sieht Paulus, dass er als der „beste Mensch“ der größte Sünder ist und dass alle guten Dinge, alle Errungenschaften, vor Gott nicht zählen. Andererseits lernt er das kennen, was er in Christus alles empfangen hat, den Gewinn, den das mit sich bringt. Diesen Gewinn breitet er groß vor den Philippern aus. Er legt ihnen seine persönliche Gewinn- und Verlustrechnung vor. Er bucht das ab, was früher Gewinn war, und macht daraus einen Verlustposten. Die einzige Zubuchung, die dem gegenübersteht, ist „Christus“.

Der Gewinn wird nicht einfach nur abgebucht. Er hat darüber nachgedacht und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass all diese „Gewinne“ nicht mit der Herrlichkeit des Herrn Jesus verglichen werden können. Was den Menschen groß macht, macht Christus kleiner. Wer Christus wirklich begegnet, ist nur noch von einem Verlangen beseelt: Christus zu verherrlichen. Wenn das auch dein Verlangen ist, wirst du all das aufgeben, was das beeinträchtigt. Diese Gesinnung kennzeichnet daher nicht nur den Augenblick deiner Bekehrung, sondern sie wird dein ganzes weiteres Leben durchziehen.

Es fällt auf, dass Paulus hier stets die Ichform gebraucht. Er erzählt seine persönliche Geschichte, berichtet von seinen Erfahrungen und seinem Verlangen. Du kannst das nur dann auf dich selbst anwenden, wenn du von demselben Verlangen erfüllt bist. Was er sagt, ist entweder weit entfernt von dir oder dir ganz nah. Du kannst von der Begeisterung dieses Mannes nicht neutral Kenntnis nehmen. Die Tatsache, dass du weiterliest, bedeutet jedenfalls, dass du nahe an das herankommen möchtest, was ihn trieb. So geht es auch mir. Ich bin durchaus eifersüchtig auf ihn und weiß, dass dies eine erlaubte Eifersucht ist.

Phil 3:8. Paulus gibt dir und mir in den Phil 3:8-11 in einem langen Satz einen Einblick in seinen Charakter und seine Motive. Dadurch werden wir mit seinen echten Wünschen und seinem Streben vertraut. Zusammengefasst bedeutet das, dass er drei Dinge wünscht: Christus kennen, Christus gewinnen und in Christus gefunden werden. Paulus hatte nicht alles eingebüßt, um es später zu bedauern und sich bestimmte Dinge wieder an Land zu ziehen (vgl. Heb 11:15; 16). Er war mit Christus erfüllt, deshalb betrachtete er alles als Schaden, was ihn hinderte, mehr von Christus kennenzulernen. Es gibt ja nichts Wertvolleres, als die Erkenntnis seiner Person! Er betrachtete alle seine eigenen „Gerechtigkeiten“ als etwas Verwerfliches (Jes 64:5). Es machte nichts aus, ob es nun um eine gute gesellschaftliche Stellung ging, eine vornehme Familie, einen Kreis von Menschen, in dem er Ansehen genoss, oder intellektuelle Kenntnis. Er setzte alles beiseite, wessen ein Mensch sich rühmen kann. Sein Ziel war klar: die „Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn“. Er bezeugte hier seine persönliche Beziehung zu Christus („mein Herr“). Gleichzeitig anerkannte er die Rechte Christi über sein Leben, indem er Ihn „mein Herr“ nennt. Im Licht dieser Person sah er alle Vorrechte nicht nur als schädlich an, sondern betrachtete sie sogar als Dreck. Findest du es schwierig, Dreck zu entsorgen? Es kostet dich etwas, Dinge wegzutun, woran du hängst, obwohl du doch einsiehst, dass es schädlich ist, sie zu behalten. Dreck zu entsorgen ist jedoch gar kein Opfer.

Es ist eine Sache, alles für Schaden zu achten, es ist eine andere Sache, für alles Schaden zu erleiden. Paulus hatte beides erfahren. Er hatte festgestellt, dass seine Vorzüge Schaden bedeuteten, wenn er Christus besser kennenlernen wollte. Doch dabei war es nicht geblieben. Er hatte diese Vorzüge tatsächlich aufgegeben. Das tat er nicht als eine Art Selbstkasteiung. So etwas bringt niemals geistlichen Gewinn, es bringt dich nicht zu einer größeren Erkenntnis Christi.

Phil 3:9. All seinen Vortrefflichkeiten könnte er dann auch noch hinzufügen, dass er alle seine Vorzüge aufgegeben hatte. Doch auch dadurch würde seine Sicht auf Christus undeutlich werden. Er wollte ja gerade einen anderen und maximalen Gewinn: Christus selbst. Ihn wollte er völlig als den besitzen, der seinem Leben Richtung und Sinn gab. Er wollte „in Ihm gefunden werden“, so dass alles, was er war, und alles, was von ihm sichtbar würde, ein deutliches Bild von Christus wäre. Wenn jemand ihn sah, ob nun ein Mensch oder Gott, sollten sie nur Christus wahrnehmen und nichts von Paulus.

Daher hatte eine eigene Gerechtigkeit für ihn überhaupt keine Bedeutung mehr. Stell dir vor, denkt er, dass ich mich so bewähren könnte, dass es nichts an mir zu bemängeln gäbe, so dass ich vor Gott und Menschen mein Gesicht wahren könnte. Was würde das bedeuten? Dass ich groß wäre. Doch das will ich überhaupt nicht! Es wäre nicht mehr als eine menschliche Gerechtigkeit, und die will ich nicht. Weißt du, warum Paulus so denkt? Weil er Christus begegnet war und weil Christus der Inhalt seines Lebens war. Der Glaube an Ihn hatte Paulus die Gerechtigkeit gegeben, die aus Gott ist. Paulus hatte gesehen, wie relativ und sinnlos alles ist, was aus dem Menschen ist, sei es auch der höchststehende Mensch. Er hatte den ewigen Wert all dessen entdeckt, was aus Gott ist, dessen Ursprung in Gott ist. Die Gerechtigkeit, die Gott als Quelle hat, ist durch den Glauben sein Teil geworden, nicht aufgrund eigener Errungenschaften. Er hat die Gerechtigkeit, die aus Gott ist, dadurch bekommen, dass er sein Vertrauen auf das setzte, was der Herr Jesus am Kreuz für ihn getan hat, und dadurch legte er keinen Wert mehr auf eigene Anstrengung.

Phil 3:10. Das macht ihn nicht zu einem leichtfertigen Christen, der noch den eigenen Werken die nötige Aufmerksamkeit gibt. Nein, er wünscht die tägliche, praktische Gemeinschaft mit Christus, um Ihn ganz und gar kennenzulernen. Du kennst Ihn auch als jungbekehrter Mensch, doch wenn du Tag für Tag mit Ihm lebst und Ihn jeden Tag erlebst, lernst du Ihn immer besser kennen. Du lernst, wie Er über dich denkt und wie Er will, dass du lebst. Und außerdem: Du lernst Ihn immer besser kennen an dem Platz, den Er jetzt im Himmel einnimmt, und du lernst immer mehr von seinen Herrlichkeiten.

Indem du dich mit Ihm in der Herrlichkeit beschäftigst, lernst du auch mehr die Kraft seiner Auferstehung kennen (Eph 1:19; 20). Es ist die Kraft, durch die du den Weg auf der Erde gehen kannst. Durch diese Kraft wirst du sozusagen durch den Tod getragen und kannst in Neuheit des Lebens wandeln (Röm 6:4). Allerdings macht dich ein Wandel in der Kraft seiner Auferstehung nicht immun gegen das Leid, das dein Teil sein wird, wenn du dem Herrn treu bist. Mit einer Gesinnung, wie Paulus sie hatte, nimmst du das Leiden nicht in Kauf als etwas, dem du nun einmal nicht entkommen kannst. Nein, Paulus suchte danach, auf alle Weise dem Herrn Jesus gleichförmig zu werden.

Gemeinschaft mit Ihm beinhaltete auch Leiden. Nun, sagt Paulus, dann gern leiden, denn das vertieft meine Gemeinschaft mit Ihm. Gemeinschaft seiner Leiden bedeutet, Anteil an dem Leiden zu haben, das der Herr während seines Lebens auf der Erde erfahren hat. Durch Spott und Schmach hindurchgehen und Schmerz empfinden angesichts der Sünde, die man sieht und hört. Sogar in seinem Tod wollte Paulus seinem Herrn ähnlich sein. Das sagt ein Mensch erst, wenn er keinerlei Interesse mehr an der Erde hat als allein Christus. Es war ihm genug, dass der Knecht wie sein Herr wurde (Mt 10:25). Paulus folgte Christus nicht voller Furcht auf dem Weg des Leidens, so wie damals die Jünger (Mk 10:32). Er wollte das Leiden auf sich nehmen, nicht wegen des Leidens an sich, sondern um am Leiden Christi teilzuhaben. Deswegen ging er auch nicht betrübt weg wie der reiche Jüngling, der noch an den Vorzügen des Fleisches hing (Mt 19:22). Er hatte ja von Herzen von all diesen Dingen Abstand genommen, und es gab in dem Sinn nichts mehr, das ihn an die Erde band.

Phil 3:11. Paulus trug sein Kreuz nicht nur dem Herrn Jesus nach, er wollte auch daran sterben. Was es auch kosten mochte, wie schmerzlich der Weg auch sein mochte, er wollte völlig mit Christus an dem Weg teilhaben, der der Auferstehung vorausging. Sein ganzes Ziel war es, in allem Christus gleichförmig zu sein und auf dem Weg, den Er gegangen war, zu Ihm in die Herrlichkeit zu kommen. Hatte der Herr Jesus gelitten? Dann wollte auch er leiden. War der Herr Jesus gestorben? Dann wollte auch er als Märtyrer im Dienst seines Herrn sterben. War der Herr Jesus aus den Toten auferstanden und zum Himmel gegangen? Dann wollte auch er aus den Toten auferstehen und so zu Ihm gehen. Wie das in seinem Fall genau gehen würde, das wusste er nicht. An der Tatsache zweifelte er allerdings nicht. Beachte, dass hier nicht steht: die Auferstehung aus dem Tod, sondern aus den Toten. Das bedeutet buchstäblich eine „Heraus-Auferstehung“. So ist der Herr Jesus auch aus den Toten heraus auferstanden; sie blieben alle im Tod. Aus dem großen Verlangen von Paulus nach vollkommener Identifikation mit Christus geht hervor, wie sehr er mit Christus verbunden war. Ich hoffe von Herzen, dass dies auch dein Verlangen ist. Im folgenden Abschnitt bekommst du darüber noch mehr zu hören, damit dein Verlangen noch mehr geweckt wird, Paulus bezüglich des Zieles zu folgen, das er für sein Leben hatte.

Lies noch einmal Philipper 3,7–11.

Frage oder Aufgabe: Wie kannst du Christus gewinnen?

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